Nachruf auf Hans Jürgen „LAUTI“ Lautenfeld

Stellt Euch vor, Pink Floyd, die Stones, U2, die drei Tenöre oder David Garret planen eine Tour durch Deutschland, Österreich und Schweiz. Es wird ein erfahrener, ruhiger, unermüdlicher, vernetzter, unabhängiger und versierter Produktionsleiter gesucht. Vegetarier und die Bereitschaft zum Schlafen im Nightliner inbegriffen.

Hans Jürgen, genannt Lauti Lautenfeld, war immer die erste Wahl.

Generationen von Veranstaltenden und den vielen Gewerken unserer Branche haben mit Lauti gearbeitet, schätzten seine furchtlose Art, den Respekt vor der Leistung anderer und den Herausforderungen sowohl der Technik als auch der Natur.

Gerade die Natur spielte eine große Rolle, die ersten Open Airs von Lippmann und Rau in Nürnberg – ohne eine funktionierende Entertainmentbranche heutiger Tage – konnten den Verantwortlichen Ehrfurcht einflössen. Selbst bei schlechtesten Wetterlagen war sein Credo, einer müsse ja den Überblick behalten und je mehr es stürmte, umso ruhiger wurde Lauti.
Er führte mit starkem Vorbild durch die Krise.

War Lauti am Telefon, wusste man sofort, dass es wichtig und ernst ist. Sich wichtig machen war überhaupt nicht seine Art. Er kam aus Frankfurt, wo er sein Leben lang mit Frau und Tochter lebte. Die knappe hessische Art hatte etwas vom englischen Stil, die Größen des Showgeschäfts sahen in ihm einen Partner auf Augenhöhe – sprich Nettotext war so ein Satz, den er ernst meinte und damit den Ton des Gespräches vorgab.

Lauti konnte komplizierte Abrechnungen machen, meist mit helfenden Händen am Laptop, und gelichzeitig Zäune, Toiletten oder Trucks selber in die richtige Position schieben, die es für den Erfolg und die Sicherheit der Veranstaltung brauchte.

Hans Jürgen Lautenfeld wurde 1942 in Frankfurt geboren, konnte von seinen wagen Kriegserinnerungen als Baby erzählen und wurde durch die Mangelwirtschaft der Nachkriegsjahre geprägt.

Es gab keinen Überfluss, weder privat – da hat er nicht so viel von erzählt – noch bei seinen Produktionen. Über seine Ausbildung zum Werbekaufmann lernte er als Plakatkleber in den 70er Jahren Fritz Rau kennen. Dieser brachte Rythm and Folk sowie Rock’n Roll aus aus England und den USA nach Deutschland.

Er war der Senior einer Gruppe von Produktionsleitern, Technischer Leiter und Veranstaltern, die gemeinsam, einzeln, gegeneinander, und doch meist füreinander an ihren Träumen arbeiteten.

Das sprichwörtliche „Schöner, Weiter und Größer“ vieler Produktionen hat er nicht gemocht, die Künstler standen im Vordergrund, besonders Udo Jürgens und Udo Lindenberg, die er Jahrzehnte betreute. Er sagte immer die Künstler hätte solch eine Strahlkraft, da braucht es keine unnötige Technik, die letztendlich die Produktion logistisch und finanziell einengte.

In den frühen 90er Jahren stand auf seiner Visitenkarte: Mobilfax, das Gerät mit der Hörermuschel für die analoge Verbindung und Übertragung hatte er in einer schwarzen Sporttasche in seinem Auto. Was für ein Visionär.

Lauti schlief im Nightliner, zusammen mit der Crew, der er nichts zumuten wollte, was er nicht auch selber gemacht hätte. So wollte er noch einige Touren zum Erfolg bringen. Die Pandemie und unnötige Keime im Krankenhaus haben ihm einen Strich durch diese letzte Rechnung gemacht.
Lauti – wir vermissen Dich.

Siegfried Paul
für seine Freunde und Weggefährten