Drahtlose Mikrofonsysteme im 2,4-GHz-Band haben sich in den letzten Jahren zu wichtigen Werkzeugen für Contenterstellende und Videoteams entwickelt. Insbesondere für den Einsatz an Videokameras – ob bei mobilen Videoteams, hybriden Events oder spontanen Backstage-Interviews – bieten moderne Systeme hohe Klangqualität bei maximaler Bewegungsfreiheit.
In diesem Beitrag vergleichen wir drei aktuelle Vertreter dieser Geräteklasse: Sennheiser Profile Wireless, Shure MoveMic Two sowie RØDE Wireless GO (Gen 3). Wir betrachten technische Daten, Unterschiede sowie Stärken und Schwächen.
Sennheiser Profile Wireless – Das All-in-One-System für Profis

Sennheiser, als etablierter Hersteller in der Veranstaltungstechnik, hat mit dem Profile Wireless ein äußerst vielseitiges 2,4-GHz-Drahtlossystem für Content Creator und Videografen vorgestellt. Das Set besteht aus einem kompakten Zwei-Kanal-Empfänger und zwei Ansteck-Sendern, die im mitgelieferten Multi-Function-Charging Case transportiert und geladen werden. Dieses Transport- und Ladedock ist so konzipiert, dass es alle Komponenten aufnimmt und sogar selbst als Handmikrofon verwendet werden kann – steckt man einen der Taschensender hinein, erhält man ein Handheld-Mikro mit Windschutz.
Vom Design her überzeut dieses Case durch die pure Fülle an durchdachten Einfällen und Ideen: Es fühlt sich sehr wertig verarbeitet an, nichts wackelt oder erweckt den Eindruck, als würde es bald kaputt gehen. Die Handmikrofonfunktion gibt es gratis, da muss man beispielsweise bei Rode schon zu kostenpflichtigem Zubehör greifen (wenn ein Kochlöffel oder ähnliches, an den man das Rode-Mikrofon anklippt, für den jeweiligen Anwendungszweck aus optischen Gründen keine Option ist). Man muss aber auch sagen, dass das Rode-System sich wesentlich flexibler verstauen lässt und weniger Platz einnimmt als das Sennheiser-Case.
Das mag trivial erscheinen, kann aber unter Umständen durchaus relevant sein, wenn der Rucksack mit dem Equipment sowieso schon überquillt und man froh ist um jeden Kubikzentimeter Platzersparnis. Ein Rode-Set passt zum beispiel auch problemlos in eine Sakko- oder Jackentasche, so dass man als Journalist beispielsweise auch gut gekleidet stets das kleine Audio-Besteck hervorzaubern kann. Man kann natürlich auch bei Sennheiser nur die beiden Sender und den Empfänger mitführen und das Case zu Hause lassen, dann muss man sich aber um ein entsprechendes Täschchen zur Aufbewahrung selbst kümmern. Möglich ist vieles. Der Shure-Empfäner ist der größte unter den vorliegenden Systemen, hat aber wiederum den Vorteil, dass er sich auch mit Bassistenfingern einigermaßen komfortabel bedienen lässt.
Technisch fährt das Profile Wireless einiges auf: Die Sender Sender bieten integrierte Audioaufzeichnung mit 32-Bit-Float-Tiefe. Dadurch lassen sich Verzerrungen durch Übersteuerung praktisch eliminieren und ein enormer Dynamikumfang abdecken. Für den Live-Betrieb hat der Empfänger einen Safety Channel Mode, der das Signal gleichzeitig auf zwei Kanälen ausgibt – auf dem rechten Kanal etwa -12 dB leiser – um gegen Clipping gewappnet zu sein. Sollte es doch einmal zu Funkabbrüchen kommen, springt ein Backup Recording Mode ein und zeichnet automatisch im Sender intern weiter auf.
Mit einer beachtlichen Reichweite von etwa 244 Metern (Sichtlinie) konkurriert Sennheiser hier durchaus auch mit professionelleren Systemen am Markt, doch es geht noch mehr, wie wir noch sehen werden. Die Latenz ist durch die digitale Übertragung minimal. Genaue Angaben macht Sennheiser zwar nicht, aber in der Praxis berichten Nutzer von einer stabilen und verzögerungsfreien Übertragung. Besonders in komplexen Umgebungen wie Messen oder Großveranstaltungen spielt das System seine Stärken aus: „DJI [Mic] ständig Signal verloren… Sennheiser funktioniert stabil auch an Orten mit vielen Leuten“, berichtet etwa ein Anwender in seinem Erfahrungsbericht.
Auch Anschlussseitig zeigt sich das Profile Wireless flexibel. Zum Lieferumfang gehören Adapter für USB-C und Lightning sowie ein analoges 3,5-mm-Klinkenkabel für Kameras. Somit kann der Empfänger direkt an DSLRs, Smartphones, Tablets oder Computer angeschlossen werden – digital oder analog. Eine App ist nicht erforderlich, die Bedienung erfolgt direkt am Gerät, was von Nutzern ausdrücklich gelobt wird. Die Kopplung der Sender erfolgt automatisch im Dock, und über das eingebaute Display am Empfänger lassen sich Pegel und Einstellungen intuitiv ablesen. Die Akkulaufzeit beträgt pro Sender rund 7 Stunden, und das Ladecase ermöglicht es, alle Komponenten in ca. 1,5 Stunden wieder voll aufzuladen.
Klanglich liefert Sennheiser die erwartete Qualität. Die internen Mikrofonkapseln (omnidirektional) profitieren von der „Signature Sennheiser Sound“ Expertise. In der Praxis bedeutet das ein ausgewogenes, rauscharmes Klangbild und zuverlässige Sprachverständlichkeit auch in schwierigen Umgebungen. Zusätzlich verfügen die Sender über 3,5-mm-Mikrofonanschlüsse (mit Schraubverriegelung), falls man statt des eingebauten Mikrofons beispielsweise ein Lavalier anstecken möchte.
Fazit Sennheiser: Das Profile Wireless richtet sich klar an Profis und anspruchsvolle Anwender. Es ist robust gebaut, ohne App sofort einsatzbereit, und bietet Features wie interne 32-Bit-Aufnahme, Safety Track und Backup-Funktionen. Preislich liegt das 2-Kanal-Set bei ca. 300 € und liefert dafür einen sehr hohen Gegenwert und auf alle Fälle das beste Preis-Leistungs-Verhältnis aller hier vorgestellten Geräte. Insgesamt gilt: Wer als Profi höchste Ausfallsicherheit und Qualität benötigt, macht mit dem Profile Wireless kaum etwas falsch. Inzwischen gibt es auch eine einkanalige Version, die für unter 200 Euro zu haben ist.
Shure MoveMic Two Receiver Kit – Empfangen auch ohne Empfänger

Auch Shure adressiert seit 2024 verstärkt die Bedürfnisse von Video-Creatoren. Mit dem MoveMic Two bringt Shure ein System auf den Markt, das speziell für mobile Journalisten und Videoteams konzipiert ist. Bemerkenswert ist, dass MoveMic Two keinen klassischen Empfänger benötigt, um mit dem Smartphone zu arbeiten – die Sender verbinden sich direkt via Bluetooth mit der Shure MOTIV App auf iOS/Android. Dadurch entsteht ein komplett empfängerloses Setup: ideal, um unterwegs spontan zwei Gesprächspartner mit dem Handy aufzunehmen. Zum testen stand mothergrid ein MoveMic Two Receiver Kit zur Verfügung, dass bereits einen separaten Empfänger zur Verwendung mit Videoskameras enthält. Die Verbindung erfolgt dann per 3,5mm Klinke.

Die Sender sind extrem klein und unauffällig und nach Aussage von Shure dennoch robust (IPX4 Spritzwasserschutz). Eine mitgelieferte Ladestation ermöglicht bequemes Laden und Aufbewahren. Die Batterielaufzeit beträgt laut Shure pro Sender rund 8 Stunden, und das Case liefert zwei vollständige Ladungen zusätzlich, sodass insgesamt ca. 24 Stunden Aufnahmezeit mobil möglich sind.
Über die ShurePlus MOTIV App kann man umfangreiche Audio-Optionen einstellen – von Gain, Limiter, EQ, Kompressor bis Noise Reduction. So lässt sich der Klang bereits bei der Aufnahme optimieren. Diese erweiterten Funktionen stehen ausschließlich über die App zur Verfügung.
Reichweitentechnisch muss man beim MoveMic Two wohl nur theoretische machen, die aber im Praxiseinsatz nicht ins Gewicht fallen dürften: ohne Empfänger wird eine Distanz von etwa 10–20 m empfohlen (bis max. ~30 m im Freien) – was für typische Interview-Szenarien absolut ausreichend ist.
Fazit Shure MoveMic Two: Shure geht mit dem MoveMic Two einen innovativen Weg, der besonders ambitionierte Creator anspricht. Vorteile sind die direkte Smartphone-Integration, die Diskretion (das Mikrofon ist kaum sichtbar am Revers) und Shures audio-technisches Know-how, das in exzellenter Klangqualität resultiert. Der aktuelle Straßenpreis von 529,00 Euro ist allerdings deutlich teurer als die übrigen hier vorgestellten Produkte.
RØDE Wireless GO (Gen 3) – Evolution des Klassikers

RØDE hat mit der Wireless GO Serie faktisch den Standard für kompakte Camera-Mic-Funksysteme gesetzt. Die dritte Generation (Gen 3) des weltweit beliebten Systems erschien Ende 2024 und führt die Erfolgsgeschichte mit zahlreichen Verbesserungen fort. Das Grundprinzip bleibt: Zwei kleine Sender mit integrierten Mikrofonen und ein kompakter Empfänger bilden ein Set, das speziell für die Befestigung an Kameras, Smartphones oder Computern optimiert ist. Das Wireless GO Gen 3 nutzt RØDEs neueste Series IV 2,4-GHz-Digitalübertragung mit 128-Bit Verschlüsselung. Dadurch erreicht es laut RØDE eine beeindruckende Reichweite von bis zu 260 Metern (Sichtverbindung) – ein Wert, der die meisten Konkurrenten übertrifft.
Ähnlich wie Sennheiser bietet auch RØDE interne Speicher (über 40 Stunden Aufnahme können gespeichert werden), sodass man stets eine Backup-Aufnahme in perfekter Qualität zur Verfügung hat. Diese Aufnahmen erfolgen in 32 Bit Float, was bedeutet, dass im Nachhinein selbst extrem leise oder laute Passagen verlustfrei angehoben bzw. gesenkt werden können – praktisch ein Notfallschutz gegen falsch eingestellte Gain-Level. Apropos Gain: RØDE hat Intelligent GainAssist integriert, eine automatische Pegelsteuerung, die Pegelspitzen abmildert und bei Bedarf anhebt, um einen möglichst gleichmäßigen Aufnahmepegel zu erzielen. Zusätzlich gibt es einen Safety Channel (bei Stereo-Ausgabe wird ein Kanal -20 dB leiser aufgezeichnet).
Die Klangqualität des Wireless GO 3 ist weiter verbessert worden durch neue Mikrofonkapseln mit erweitertem Frequenzgang und geringerem Rauschen. Frequenzmäßig decken die integrierten Mics etwa 50 Hz bis 20 kHz ab, was für Sprach- und Umgebungsaufnahmen völlig ausreicht. Desweiteren besitzen die Sender einen 3,5-mm-Mikrofoneingang für externe Lavaliermikros – nun sogar mit Schraubverriegelung für sicheren Halt. Das war ein oft geäußerter Wunsch, da beim Vorgänger (GO II) die Lav-Kabel ohne Verriegelung gelegentlich herausrutschen konnten.
Ein weiterer positiver Aspekt bei RØDE: Das System ist dabei vollständig kompatibel mit allen RØDE-Series-IV-Geräten, darunter der RØDECaster Pro II und Duo, RØDECaster Video, Wireless PRO und Interview PRO.
RØDE hat auch das Design leicht angepasst: Das OLED-Display am Empfänger ist nun heller und zeigt Verbindungsstatus, Pegel, Akkustand und mehr übersichtlich an. Die Bedienung erfolgt über intuitive Tasten am Empfänger, oder man nutzt die RØDE Central App (am PC oder Smartphone), um das System zu konfigurieren und Firmware-Updates aufzuspielen.
Die Laufzeit der Akkus beträgt ca. 7 Stunden pro Ladung, ein optional erhältliches Charging-Case (im „Wireless GO 3 Complete Kit“ enthalten) kann die Einheiten unterwegs wieder aufladen. Wer längere Einsätze hat, kann das aber auch via Powerbank während des Betriebs lösen. Ein wirklich cleveres Zubehör ist die USB-Leiste, mit der alle beiden Sender und der Empfänger gleichzeitig geladen werden können, was bisher immer mit Kabelsalat verbunden war. Eine minimalistische Lösung im Vergleich zum massiven Sennheiser-Block, die bei begrenztem Platz einen sehr großen Vorteil darstellt.
Ein Feature gibt es nur für einen begrenzten Zeitraum bei RØDE: Die Möglichkeit zwischen 14 verschiedenen Gehäusefarben zu wählen. Außerdem bietet RØDE einiges an Zubehör, wie etwa den eingang erwähnten Interview-Go Handgriff (um einen Sender als Handmikro zu verwenden) oder das Ladecase. Andererseits sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Zubehör wie das Ladecase bei Sennheiser und Shure bereits zum Lieferumfang gehören. RØDE gewährt eine 5-Jahres-Garantie auf alle Wireless-Produkte, was das Vertrauen in die Langlebigkeit unterstreicht.
Fazit
Im Prinzip wird man mit jedem dieser drei System seine Freude haben, es sind die Details, die den Unterschied machen: Shure setzt auf App-Integration und kompakte Lösungen mit direkter Smartphone-Anbindung. Wer ein Reel für ein soziales Netzwerk erstellen möchte, wird froh sein um diese wirklich schnelle und unkomplizierte Lösung. Die Sender sind die kompaktesten von allen dreien, bieten aber keine Möglichkeit, externe Mikrofone anzuschließen.
Sennheiser überzeugt ganz klar mit durchdachtem Design und vielen klugen Ideen rund um das Produkt. Auch der Preis ist im Vergleich mit den anderen beiden Systemen ein klares Kaufargument.
Wer beim drehen allerdings mit dem Platzangebot ringt und alles so kompakt wie möglich haben möchte, der sollte sich das Wireless GO III genauer ansehen. Auch die Kompatibilität mit anderen Produkten des australischen Herstellers (wo sich übrigens auch die Fertigung befindet) kann ein interessanter Punkt sein, wenn man schon über die entsprechenden Produkte von RØDE verfügt.