Volkstheater München: Videointerview mit Björn Gerum, Leiter Beleuchtung

Das Münchner Volkstheater hat eine spannende Geschichte hinter sich: Seit 1983 war es in einer umgebauten Mehrzwecksporthalle untergebracht, Im Herbst 2021 wurde die Spielzeit dann im nagelneuen Neubau eröffnet, auch er ein Faszinosum: Handelt es sich doch nach dem Schwere Reiter und der Isarphilharmonie um den dritten Kulturneubau Münchens, der unter Einhaltung des Zeit- und Kostenplans fertgigestellt wurde.

Björn Gerum, der Leiter der Beleuchtungsabteilung des Volkstheaters, hat sich im alten Domizil noch mit allerlei Einschränkungen und Kompromissen auseinandersetzen müssen. Im knapp 131 Millionen Euro teuren Neubau kann er jetzt aus dem vollen schöpfen, um die drei Bühnen des Hauses zu beleuchten. Knapp zwei Millionen Euro Budget standen ihm für die lichttechnische Ausstattung zur Verfügung. Dabei kam ihm zugute, dass er nicht nur Beleuchtungsmeister ist, sonder auch über Erfahrung als Planer verfügt.

Repertoiretheater heißt Vielfalt

Das Münchner Volkstheater ist ein Repertoirehaus, Gerum legte also bei der Planung Wert darauf, eine möglichst große Bandbreite an Veranstaltungen abdecken zu können – von klassischen Theaterinszenierungen bis hin zu Live-Konzerten.

Bei der Auswahl der Scheinwerfer für die neue Spielstätte stand am Anfang ein aufwändiges und gut dokumentiertes Shootout. Wichtige Kriterien waren die Geräuschentwicklung und eine möglichst flexible Farbmischung. Wobei der Farbwiedergabeindex nicht das einzige Kriterium für eine gute Beleuchtung von menschlicher Haut ist, wie wir im Video erfahren.

Ayrton, Chauvet, Clay Paky, ETC, JB-Lighting, K5600, Robe und Spotlight

Vor allem die Scheinwerfer der Vorbühne mussten sich durch geringe Geräuschentwicklung auszeichnen. Die Wahl fiel schließlich auf den Source Four LED Series 3 von ETC in Kombination mit motorisierten Hyperion-Scheinwerfern des Herstellers Spotlight. Bei den Movinglights konnten sich SolaFrame Theatre von ETC, Maverick von Chauvet Professional und Robe T2 durchsetzen. Der Robe T2 kommt in Verbindung mit einem Robe-RoboSpot-System zum Einsatz. In der Regieloge befinden sich zwei P18 von JB-Lighting, die hier hinter Glas geräuschlos für die Zuschauer ihren Dienst verrichten.

Auf der Bühne selbst kommen einige HMI-Scheinwerfer mit sechs Leistung zum Einsatz. Sie stammen vom französischen Hersteller K5600, der letzte Hersteller, der diesen Scheinwerfertyp noch produziert.

Bei den Movinglights fiel die Wahl auf den B-EYE K25 von Clay Paky, in Verbindung mit dem K20 in der HCR-Version. Erstere zur Ausleuchtung des Bühnenraums, die HCR-Version mit Sechs-Farben-Mischsystem für die darstellenden Personen auf der Bühne. Als Profiler finden der Robe T2 und der Ayrton Eurus Verwendung.

Auch ein neues Pult wurde für den Neubau angeschafft, nachdem im alten Domizil noch mit einer Transtechnik Prisma NTX gearbeitet wurde. Ein tolles Pult für die Arbeit im Theater, aber leider nur noch sehr bedingt geeignet für den Einsatzm im Zusammenspiel mit Movinglights. Die Wahl fiel schließlich auf die grandMA3 von MA Lighting mitder Software ebenfalls in der 3er-Version.

Weißabgleich per GDTF

Bei einer solchen Vielzahl an unterschiedlichen Geräten ist es naturgemäß eine besondere Herausforderung, sie alle miteinander zu matchen, um beispielsweise ein möglichst identisches Weißlicht zu erzeugen. Dazu nutzt Björn Gerum das GDTF-Format. Das General Device Type Format (GDTF) wurde von Vectorworks, MA Lighting und Robe Lighting konzipiert und gemeinsam entwickelt.

Es soll eine einheitliche Definition für den Austausch von Daten für den Betrieb intelligenter Leuchten schaffen und ist weltweit durch DIN SPEC 15800 offiziell als offener Standard für die Unterhaltungsindustrie anerkannt.

Aber auch die Emitter-Definition der grandMA3-Software kommt hier zum Einsatz. Generell wünscht sich Björn Gerum hier aber noch mehr Support durch die Hersteller. Vorerst vermessen er und sein Team die Geräte noch selbst und tragen die gewonnenen Daten in die Fixture Files ein.

Weißlicht im Theater ist in jedem Fall ein Thema für sich: Die Referenz ist hier immer noch die HMI-Lampe und alle Presets im Volkstheater München sind auf diesen Wert abgestimmt.

Bei der Entscheidung zwischer additiver und subtraktiver Farbmischung hat Björn Gerum übrigens einen klaren Favoriten, den er uns ebenfalls im Video verrät.

Videointerview: Björn Gerum, Volkstheater München

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Schnitt / Postpro: Kristof Schlößer