Im Auftrag der TG Projektplan GmbH und dem Automobilhersteller BMW führte die Melodus GmbH auf der IAA Mobility 2023 im Zenith in München die Audiofachplanung und das Engineering für die Keynote-Präsentation der BMW „Neue Klasse“ durch.
Die Location wurde für die Show in zwei Bereiche geteilt, die Showfläche und den Aftershow/Workshop Bereich. Für die Gäste wurden drei Tribünen in U-Anordnung um die Rednerposition errichtet. Eine massive gecurvte LED Wand teilte diesen Bereich von der Aftershow mit anschließenden Workshops.
Sprachbeschallung
Wunsch des Kunden war, ein „unauffälliges“ Headset nutzen zu können, welches ohne Schaumstoff als Popschutz auskommt. Melodus hat sich hier für ein DPA 6066 mit 3mm Kapsel mit Kugelcharakteristik entschieden. Diese Kapsel ist bei Berlet und Tschotow eigentlich immer erste Wahl. Obwohl diese Entscheidung bedeutet, besonderes Augenmerk auf die Lautsprechersysteme zu legen.
Für diese Aufgabe entschieden sich beide für ein Line Array aus der 6,5“-Klasse und ein paar Delay Lautsprecher, für die Bereiche, die durch die unterschiedlichen Deckenhöhen der Venue abgeschottet wurden. Neun Arrays L-Acoustics KIVA II und ein paar Delays aus X12 und X8 waren das Mittel zur Wahl. Jede Tribüne wurde mit drei Arrays beschallt. Die größere Kopftribüne erfuhr Unterstützung durch beschriebene Delaypositionen.
Bedingt durch Architektur und sicherheitstechnischen Punkten, wurde komplett auf Frontfills verzichtet, bzw. musste verzichtet werden. Das Zenith ist nicht gerade für seine gute Akustik im Beschallungskontext bekannt. Dennoch wurde hier ein STI im Durchschnitt von 0,82 erreicht!
Musikbeschallung & Immersive
Der musikalische Inhalt bestand klassisch aus Jingles, Zuspielern und Videos, die in Stereo produziert wurden. Eine Live Performance der Band „Grand Brothers“, eröffnete die Show, und wurde später erneut im Programm aufgegriffen. Einige Filme, und der große Reveal, wurden dem Publikum mit immersiven Audio geboten. Eine Soundcollage unterstützte akustisch die Einlasstimmung, und hüllte die Gäste in eine Atmosphäre auf einen Markplatz ein.
Für diese Aufgabe platzierte Melodus in der Front zwei 12“ Line Arrays, ebenfalls aus dem Hause Lacoustics, dem K3. Rundherum um die Tribünen, einen Mix aus A10 Wide, A10 Focus, X12 und X8 Pointsource Systemen. Für einen Ortungsbezug weit hinten in der Halle, wurde ein K2 System im Center des Zenith geflogen. Für diese Situation fungierten die K3 Systeme als Delaybeschallung.
Subwoofer
Das Subwooferdesign bestand aus zwei Systemen, jeweils bestückt mit doppel 18“ Omni Subs, den KS28. Für die musikalische Wiedergabe im Tieftonbereich, hat Melodus ein geflogenes „Backfire“ System designt, um bestmögliche Auslöschung in den hinteren Bereich des Zenith zu erreichen. Das Array bestand aus zweimal vier Lautsprechern hintereinander geflogen. Angesteuert wurde das System mit acht Amp Kanälen und DSP, um mittels Beamstearing die Richtung der Energie auf die Tribünen zu lenken, und so viel Energie wie möglich aus dem Dach zu lenken.
Als Erweiterung wurden unter den Tribünen weitere acht KS28 mit Port nach oben gerichtet installiert, um die Sitzflächen in Vibration zu versetzen. Mittels FFT Software, wurden die Eigenresonanzen der drei Tribünen ermittelt, und entsprechend die Subwoofer ausschließlich auf diese Frequenz getunt. Somit erreichte man einen enormen Impact auf die Sitzflächen und sehr geringe destruktive Auswirkungen auf den tonalen Bereich des geflogenen Arrays.
Pultsystem
Als Mischpultsystem entschieden sich Tobi und Olli für ein Netzwerk aus zwei Yamaha Rivage Pulten, und für die Workshops eine Yamaha QL1 im Verbund. Die Entscheidung viel beiden leicht, denn Maßgabe war, ein Pultsystem zu wählen, welches alle Features on Board hat, um Sprach-, sowie musikalische Inhalte zu bearbeiten. Dazu zählen Tools wie Noise Supression, Automixer, Multiband Dynamics und EQ´s, und erstklassige Effekte. Externes Outboard ist bedingt durch zusätzliche Signalverbindungen und Ausfallsicherheit ein No-Go für die Melodus, so Berlet und Tschotow.
Zentrales Audionetzwerk, Anbindung an die Video Regie und SNG wurde branchenüblich via Dante gelöst. Dante diente gleichzeitig als Clockmaster für alle digitalen Audiogeräte auf der Produktion.
Immersive-/Systemprozessor
Als Prozessor für die 360° Beschallung, hat sich Melodus für einen L-ISA Prozessor II, mit einer 32er Outputlizenz entschieden. In der Vergangenheit arbeiteten die beiden Geschäftsführer mit anderen Prozessoren oder DAW Lösungen, um einen 360° Sound zu ermöglichen. Diese „veralteten“ Lösungen waren bisher immer kompromissbehaftet, und oft auch sehr zeitintensiv in der Programmierung und Vorbereitung, was sich am Ende in den Kosten der Produktion widerspiegelte, und gegen das Budget der Kunden arbeitete.
Mit der intuitiven L-ISA Plattform, der Integration bzw. Import des Sounddesigns aus der Simmulationssoftware, konnte Melodus die Kosten für den Kunden im Vergleich auf ein Minimum reduzieren. Auch beim Engineering vor Ort zeigte sich die Schlagfertigkeit und Geschwindigkeit im Umgang mit Änderungswünschen, die oft in Sekunden bewerkstelligt waren.
Als Ergänzung und letztem Glied in er Audiokette vor den Systemendstufen, kam ein Prodigy MP Prozessor von DirectOut zum Einsatz. Der Prodigy hatte mehrere Aufgaben. Er diente z.B. als Formatwandler, um die Signale der Rivage von Dante auf den MADI Input der L-ISA zu wandeln. Weiterer Einsatz war die Summierung verschiedener Busse aus der Rivage oder Q-LAB, um verschiedene Systeme „doppelt“ zu nutzen. Beispielsweise diente das K3 System als klassische L/R Beschallung, oder wie zuvor erwähnt, als Delaysystem für das K2 Hang im Center.
Gleichzeitig waren die K3 auch in den L-ISA Prozessor als Teil der immersiven Beschallung eingebunden. Als weitere Anwendung wurden z.B. die Seitensignale der L-ISA wieder in den Prodigy geroutet, um diese Signale mit Delay Systemen auf größeren Beschallungsentfernungen zu unterstützen.
Die Signalübergabe auf die Systemverstärker erfolgte digital via AES/EBU. Olli und Tobi haben sich bewusst gegen die Ansteuerung via AVB entschieden. Ein Grund war, dass das zentrale Netzwerk, welches z.B. auch für die Internetversorgung zuständig war, nicht den Parallelbetrieb der hohen Anzahl Dante Kanäle und AVB zuließ. AVB hätte eine weitere Netzwerkinfrastruktur erfordert, was am Ende keinen Mehrwert gebracht hätte. Die Ansteuerung per AES/EBU bietet ebenfalls eine höhere Flexibilität in Bezug auf Routing und eventuelle Änderungen während der Bauphase.
Aftershow & Workshops
Nach dem Showpart öffnete sich die mittlere LED Wand, um das Publikum in den Aftershowbereich und drei Workshopsbereichen zu führen. In diesem Bereich der Halle wurden die Gäste mit Catering versorgt, und hatten die Möglichkeit, sich das neue Fahrzeug anzuschauen. Anschließend wurden die Gäste in drei Gruppen für Workshops aufgeteilt.
Die Workshops wurden mit Handsender/Headset Kombinationen, und Kopfhörern gehalten, um die anderen Gruppen akustisch nicht zu stören. Für diesen Zweck nutzte die Melodus Sennheiser-Sendestrecken mit entsprechend vielen Empfängern als „Personenführungsanlagen“.
Der gesamte hintere Bereich wurde zusätzlich mit vierzig X8 Systemen beschallt, um ein entspanntes Hintergrundbett mit Musik und ggf. Notfalldurchsagen zu leisten.
Die Ansteuerung der Sendetechnik der Workshops, und die X8 Beschallung, wurde mittels einer Yamaha QL1, und zwei Prozessoren des italienischen Herstellers Outline realisiert. Zwei Newton 16+8 in „Vollausbau“ mit Dante und MADI Interface, kamen vor den Systemendstufen zum Einsatz.
Mehr zur Melodus GmbH findet ihr unter: www.melodus.gmbh
