Sennheiser Spectera: Bidirektionale Breitbandlösung

Auf der IBC läutet Sennheiser eine neue Ära der digitalen drahtlosen Audioübertragung ein und präsentiert die weltweit erste bidirektionale Breitbandlösung: Spectera.

Mit der WMAS-Technologie (Wireless Multichannel Audio Systems) reduziert Spectera die Komplexität drahtloser Systeme nach Angaben von Sennheiser erheblich. Keine schlechte Sachen bei der hart umkämpften Ressource Frequenzspektrum. Gleichzeitig gibt das System Audioprofis vollkommen neue Möglichkeiten an die Hand und soll zeitsparende Workflows sowie eine vollständige Fernsteuerung und -überwachung ermöglichen, einschließlich permanenter Überwachung des Spektrums. Die bidirektionalen Bodypacks können gleichzeitig In-Ear-Monitor- und Mikrofon-/Line-Signale handhaben. Die Lösung ist bemerkenswert unempfindlich gegen HF-Fading und ermöglicht eine flexible Nutzung des Breitband-HF-Kanals, beispielsweise für digitale IEMs mit einer Latenz bis hinunter zu spektakulären 0,7 Millisekunden.

Die Spectera SEK-Bodypacks handlen IEM- und Mikrofon/Line-Signale innerhalb desselben HF-Breitbandkanals
Die Spectera SEK-Bodypacks handlen IEM- und Mikrofon/Line-Signale innerhalb desselben HF-Breitbandkanals

Wir freuen uns sehr, dass Jahre der technischen Entwicklung und der politischen Spektrumsarbeit nun in ein digitales drahtloses Ecosystem münden, das viele der Probleme lösen wird, mit denen die Nutzer*innen von drahtlosen Mehrkanalsystemen heute konfrontiert sind“, so die Co-CEOs Dr. Andreas Sennheiser und Daniel Sennheiser. „Unsere Breitbandlösung eignet sich ideal für große Produktionen, ganz gleich ob im Touring-, Broadcast- oder Theaterbereich. Spectera erfüllt die wichtigsten Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden im Hinblick auf Benutzerfreundlichkeit, Zuverlässigkeit und Flexibilität. Das System kommt mit deutlich weniger Hardware aus, vereinfacht die Frequenzkoordination, ist redundant ausgelegt und bietet die Flexibilität eines Ecosystems, das mit ihren Bedürfnissen wächst.

Powered by WMAS – Das Breitband-Prinzip

Die bidirektionale digitale Breitbandübertragung begegnet vielen der typischen Herausforderungen, die Nutzerinnen, Technikerinnen und Eigentümer*innen von drahtlosen Audiosystemen heute erleben. Dazu gehören die übermäßig komplexe Frequenzkoordination bei großen Multikanal-Anlagen und die komplizierte Verkabelung im Rack sowie die Ressourcen, die solch ein Mehrkanal-Drahtlossystem noch immer verschlingt – im Lager, auf Tour und hinter der Bühne, sowohl in Bezug auf den Platzbedarf als auch auf die benötigte Zeit für Aufbau, Abbau und Einrichtung.

Sebastian Georgi und Jan Watermann sind die Erfinder des spezifischen Sennheiser-WMAS-Ansatzes. Die von ihnen entwickelte Technologie ist eine proprietäre Variante von OFDM-TDMA, speziell zugeschnitten auf zuverlässige bidirektionale Mehrkanal-Kommunikation mit geringer Latenz.

Sie vergleichen das Breitband-Prinzip mit der Standard-Schmalbandtechnologie: „Anstelle vieler einzelner Schmalband-HF-Träger von 200 kHz Breite verwenden wir einen einzigen Breitband-HF-Kanal für die Audioübertragung – genauer gesagt, die bidirektionale Übertragung von Audio- und Steuerdaten. In Sennheisers Ansatz ist der Breitband-HF-Kanal ein TV-Kanal von 6 oder 8 MHz Breite, abhängig von den jeweiligen lokalen Vorschriften. Das WMAS-System organisiert seine Audio-Links innerhalb dieses Kanals. Jedem Audio-Link, sei es ein Mikrofon oder ein IEM, werden spezifische Zeitschlitze für die Übertragung seiner Audioinformationen zugewiesen – daher ist es erstmals möglich, IEMs und Mikrofone im selben TV-Kanal zu betreiben, anstatt sie in zwei durch ein Schutzband getrennten Kanälen unterzubringen. Weil alle Audio-Links die volle Bandbreite des HF-Kanals nutzen, wenn sie ‘an der Reihe‘ sind, wird das HF-Fading stark reduziert. Es entspricht einer 40-fach Diversity für einen 8 MHz HF-Kanal und einer 30-fach Diversity für einen 6 MHz TV-Kanal. Außerdem ist die spektrale Leistungsdichte gering, sodass Frequenzen einfacher wiederverwendet werden können, beispielsweise auf einem größeren Festivalgelände, zwischen benachbarten Theatern oder in einem Rundfunkkomplex.

Bodypacks für IEM- und Mikrofonsignale

Eine der Innovationen im Spectera-Ecosystem ist die Base Station, die mit 32 Eingängen und 32 Ausgängen in einer einzigen Rack-Höheneinheit ein ganzes Rack voller drahtloser Mikrofonempfänger und IEM-Sender ersetzt. Eine gesamte Produktion könnte in nur einem Breitband-HF-Kanal (6 oder 8 MHz) untergebracht werden. Auch die Bodypacks sparen Platz, denn sie handhaben gleichzeitig IEM/IFB- und Mikrofon-/Line-Signale.

Nur einen Bodypack zu haben, ist nicht nur ein großer Vorteil für die Performer“, sagt Bernd Neubauer, Produktmanagement Spectera, „es erleichtert auch die Arbeit der Toningenieur*innen, die nur mit einer Art von Bodypack arbeiten müssen und beispielsweise bei Bedarf schnell ein IEM zu einem Mikrofon hinzufügen können. Auch der benötigte Lagerplatz verringert sich, da es nur eine Variante der Base Station gibt und nur zwei Frequenzvarianten – UHF und 1G4 – für Bodypacks und Antennen.

Eine gesamte Produktion mit Mikrofonen und IEMs in einer Base Station (19”, 1 HE). Unter der Spectera Base Station befindet sich eine L 6000 Ladestation mit Lademodulen für den Lithium-Ionen-Akku BA 70. Dieser wird auch für Evolution Wireless Digital verwendet.
Eine gesamte Produktion mit Mikrofonen und IEMs in einer Base Station (19”, 1 HE). Unter der Spectera Base Station befindet sich eine L 6000 Ladestation mit Lademodulen für den Lithium-Ionen-Akku BA 70. Dieser wird auch für Evolution Wireless Digital verwendet.

Bidirektional ist die Zukunft

Spectera bietet nicht bloß einen Rückkanal, sondern eine kontinuierliche bidirektionale Kommunikation, dadurch wird eine vollkommen neue Art der vollständigen Fernsteuerung und -überwachung ermöglicht. Über den kontinuierlichen Steuerdatenstrom können Audioeinstellungen verändert, IEM- und Mikrofonpegel angepasst, HF-Kanalqualität und Ladezustand und vieles mehr überwacht werden. Die AES 256-Verschlüsselung (AES 256 CTR Mode with >10kYears expiry) für sowohl Audio- als auch Steuerdaten gewährleistet den notwendigen Datenschutz.

Außerdem unterstützen alle Geräte das kontinuierliche Monitoring des Spektrums – sie scannen auf mögliche Störungen durch andere HF-Quellen. Mit Spectera ist es erstmals möglich, hinter den genutzten HF-Kanal zu sehen und Störungen zu erkennen.

Bodypacks on the fly hinzufügen

Spectera liefert nach Herstellerangaben die charakteristische digitale Audioqualität von Sennheiser für Mikrofone, Instrumente und IEMs und verwendet dabei verschiedene für den jeweiligen Einsatzbereich optimierte Audio-Codecs, die intern alle mit 32-Bit-Float-Präzision verarbeitet werden.

Im Broadcast-Studio wird spontan ein Monitoring-Link benötigt? Dem laufenden System kann kurzfristig ein Bodypack hinzugefügt werden.
Im Broadcast-Studio wird spontan ein Monitoring-Link benötigt? Dem laufenden System kann kurzfristig ein Bodypack hinzugefügt werden.

Mit Specteras elf Audio Link Modes lassen sich für jeden Link die Latenz, die Audioqualität, Kanalzahl und Reichweite während der gesamten Produktion flexibel steuern. Audio Engineers können den HF-Kanal immer maximal nutzen, entweder indem sie einer geringeren Anzahl an Audio-Links eine höhere Qualität zuweisen oder aber mehr Links zulassen und die Qualität entsprechend reduzieren. Unabhängig davon, welcher Audio Link Mode ausgewählt wird, bietet Spectera unglaublich klaren Klang, der „vor allem für IEM-Nutzer*innen eine Offenbarung sein wird“, sagt Neubauer. „Bei Spectera erwartet sie ein überwältigend klarer, detaillierter IEM-Sound mit einer extrem geringen Latenz bis hinunter zu 0,7 Millisekunden. Das „Dual Mono“-IEM trennt den rechten und den linken In-Ear-Kanal sauber und verbessert die Sound Stage für eine optimale Performance.“

Benedikt Euen, Spectera Produktmanagement: „Spectera geht sehr respektvoll mit den Spektrumsressourcen um, indem es IEMs und Mikrofone im gleichen TV-Kanal möglich macht. Auf einem Festival vereinfacht das System die Frequenzkoordination von Toningenieur*innen untereinander und strafft den gesamten Workflow. Wenn beispielsweise eine große Band auf einem Festival auf ihren Gig wartet, genügt es, den RF Mute aufzuheben, um die gesamte Band live zu schalten. Wo man bei Schmalbandsystemen an feste Trägerfrequenzen und bestimmte Features gebunden ist, ermöglicht Spectera ein völlig flexibles Management der Show oder Produktion. Ein zusätzliches IEM wird benötigt? Kein Problem! Ein weiterer Künstler muss innerhalb der 64 Audio-Links untergebracht werden? Das bekommen wir hin!

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