Wer die Fête des Vignerons mit einem herkömmlichen Winzerfest vergleicht, stößt schnell an seine Grenzen. Nicht umsonst gehört die rund zweimonatige Veranstaltung im Schweizer Vevey am Genfer See seit 2016 zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe und findet seit dem 18. Jahrhundert jeweils nur einmal pro Generation statt.
Entsprechend folgten im Zeitraum vom 18. Juli bis 11. August 2019 rund eine Million Besucher dem Ruf der örtlichen Weinbruderschaft Confrérie des Vignerons und machten die 12. Ausgabe der Fête des Vignerons erneut zu einem einmaligen Erlebnis. Höhepunkt der Veranstaltung ist Le spectacle, eine dreistündige Show mit 5.500 kostümierten Laien-Schauspielern, 1.000 Chorsängern, hunderten Musikern und mehr, die in einer temporär für die Fête des Vignerons erbauten Arena für 20.000 Zuschauer aufgeführt wird und unter anderem den bis dato größten LED-Boden weltweit beinhaltet.
Bei diesen Dimensionen verwundert es nicht, dass auch die Drahtlostechnik mit 324 Kanälen Shure Axient Digital und 40 In-Ear-Strecken PSM 1000 zu den größten Drahtlosanlagen gehört, die weltweit je in einer einzelnen Eventlokation geplant und umgesetzt wurden.
„Wir spielen auf fünf in der Arena verteilten Bühnen, davon stellenweise auf vier Bühnen gleichzeitig. Zudem sind die Darsteller und Künstler – von den Sprechern und Solisten über Chöre bis hin zu Big- und Brass-Bands – in der Arena permanent in Bewegung“, erläutert Martin Reich, Head of Audio bei der Fête des Vignerons von der Firma Audioconsulting AG. „Aus diesem Grund war von Anfang an klar, dass wir das unmöglich über verkabelte Systeme realisieren können.“ Neben den 324 Kanälen Axient Digital für die Mikrofonierung kommen bei der Fête des Vignerons 40 In-Ear-Monitoring-Strecken PSM 1000 für die Musiker und Hauptrollen, größtenteils simultan, zum Einsatz.
„Hier arbeiten alle Beteiligten am technischen und physikalischen Limit der Drahtlostechnologie“, ergänzt Elias Ruh, Senior Applications Engineer bei der Shure Distribution Switzerland GmbH.
Herausforderung
Da es bis dato kaum vergleichbare Produktionen dieser Komplexität und Größenordnung gab, musste die Audio-Crew von Grund auf neu planen: „Am Anfang hatten wir lediglich die Information: Wir brauchen 324 Funkmikrofone und 40 In-Ear-Sender mit 150 Empfängern“, erinnert sich Chris Hauri, verantwortlich für die HF-Koordination bei der Fête des Vignerons. Da wir nicht wussten, was in welcher Anzahl wo passiert, mussten wir dafür sorgen, dass jede Funkstrecke überall in der Arena funktioniert – ob auf der Hauptbühne mit dem großen LED-Boden, auf den seitlichen Bühnen oder den Treppen.“
Mit einer Fläche von 800 Quadratmetern ist der begehbare LED-Boden im Zentrum der Arena der aktuell größte jemals errichtete LED-Boden weltweit und erforderte ein ums andere Mal die Aufmerksamkeit von Chris Hauri und seinem HF-Team. „Die LEDs strahlen im HF-Bereich im 10 MHz-Abstand ab, was wir durch eine geschickte Anordnung der Funkfrequenzen umgehen konnten, sodass wir keinerlei Probleme damit haben.“
Weiterhin stellte auch die geografische Lage am Genfer See die HF-Crew vor besondere Herausforderungen: „Hier laufen TV-Sender aus der Schweiz und aus Frankreich zusammen“, so Chris Hauri. „Dank der Spektrumseffizienz von Axient Digital konnten wir die verfügbaren Frequenzschritte zwischen den DVBT-Bereichen jedoch problemlos nutzen.“
Lösung
„Wir haben zunächst gemessen, ob das verfügbare Spektrum die über 350 Funkkanäle aufnehmen kann und welche Systeme in dieses Spektrum passen“, so Martin Reich, der selbst als international erfahrener Audio-Fachmann (u.a. Projektleitung bei den Fußball Europameisterschaften 2008, 2012 und 2016) bislang kaum Vergleichbares planen und umsetzen musste. „Da es nicht viele Systeme gibt, die im Rahmen annähernd vergleichbarer Events bislang zum Einsatz kamen, sind wir schließlich bei Shure und Axient Digital gelandet.“
Um die rund 5.500 Mitwirkenden im Rahmen einer derart langen und dynamischen Show mit zahlreichen Kostümwechseln zu koordinieren, gibt es rund um die Arena fünf Backstage- und Umkleidebereiche, von denen der weiteste rund 600 Meter entfernt liegt. Für diese Bereiche wurden Sende- und Empfangsantennen über Glasfaser abgesetzt. In Kombination mit der schieren Menge an Funk- und Kommunikationssignalen haben sich die Beteiligten für einen IP-basierten Signalfluss auf Glasfaser entschieden. „Dies war ein weiterer Grund, auf Axient Digital zu setzen. Die Dante-Integration der Systeme ist so ausgefeilt, dass wir die Systeme im Netzwerk nahezu plug-and-play verwenden konnten“, so Martin Reich.
Vorteile
Für Reich und sein Team spielte nicht nur die Spektrumseffizienz und Audioqualität, sondern auch die Verfügbarkeit der Systeme sowie der direkte und vertrauensvolle Kontakt mit dem Technischen Support eine entscheidende Rolle: „Ein solches Projekt kann man schlichtweg nicht ohne Hersteller-Support realisieren. Die Zusammenarbeit mit Shure war sehr unkompliziert und zielorientiert, wodurch von Anfang an viel Vertrauen aufgebaut wurde.“
„Die zwei großen Fragezeichen bei der Fête des Vignerons lauteten von Anfang an: HF und Netzwerk“, so Martin Reich abschließend. „Heute kann ich sagen: Beide Bereiche spielen absolut fehlerlos. Dank Axient Digital arbeiten wir hier überaus entspannt.“
Weitere Informationen: