Purple Schulz: Ferngesteuerte verliebte Jungs

In den 1980er und 1990er Jahren erlangte Purple Schulz als deutscher Sänger, Songwriter, Multiinstrumentalist und Radiomoderator mit Titeln wie „Sehnsucht“, „Verliebte Jungs“ und „Kleine Seen“ große nationale Bekanntheit.

In Zeiten von Corona suchte er nach Ideen, wie man trotz der Einschränkungen Konzerte geben kann – mit Erfolg. Kürzlich kam es zu einer Zusammenarbeit, die Live-Musik in Zukunft nicht ersetzen, aber verändern könnte. Konkret ging es um ein Konzert, bei dem alle Gewerke komplett remote arbeiteten (mothergrid berichtete). Für die Lichtsteuerung kam ein grandMA3 System zum Einsatz, auf dem die grandMA3 Software lief. Für die Beleuchtung wurden unter anderem Prolights Pixie Zoom, Portman Lights P1 Retro und Portman Lights P3 PIX3L, sowie MAC Viper AirFX und MAC Viper Profile spezifiziert.

Lichtdesigner Roland Greil von The Black Project, der von München aus an dem Projekt arbeitete, erklärte, worum es bei dem Konzert ging: „Die Idee für ein Remote-Konzert kam von Peter Brandt von der Remote Recording Network GmbH. Aus der Tonabteilung kommend, entwickelte er mit seinen Bekannten bei Riedel ein Konzept, wie das umgesetzt werden könnte, nicht nur für den Ton, sondern für alle beteiligten Disziplinen. So wurde ich in dieses Projekt involviert.“

FoH über den Globus verteilt

Greil erläutert das Set-up des Konzerts, das in Bottrop im Proberaum bei TDA Rental aufgezeichnet wurde, während Marc Brunkhardt, der als Lichtprogrammierer und Regisseur fungierte, in Frankfurt an einer grandMA3 full-size saß und das Rigg steuerte.

Sven Offen aus Wien, Österreich, führte Regie bei der Übertragung, während die Kameras von Mainz aus gesteuert wurden. Der Ton wurde aus Köln und New York gemischt.

Eine weitere Weltneuheit war, dass die gesamte Remote-Einrichtung und -Übertragung auf normalen Standard-Internetverbindungen basierte und nicht auf teuren dedizierten Glasfaser-Breitbandverbindungen.

Während alle Remote-Stationen über Standardverbindungen angeschlossen waren, wurde das andere Ende in Bottrop über zwei 10mB-DSL-Uploads und ein paar 4G- und 5G-Router mit Consumer-SIM-Karten angeschlossen.

Die grandMA3 full-size von Marc Brunkhardt, der als Lichtprogrammierer und Regisseur beteiligt war, stand in Frankfurt am Main. © M. Brunkhardt
Die grandMA3 full-size von Marc Brunkhardt, der als Lichtprogrammierer und Regisseur beteiligt war, stand in Frankfurt am Main. © M. Brunkhardt

Gemeinsam mit Riedel alle Internet-Probleme gelöst

Mit Blick auf das Licht- und Produktionsdesign kommentierte Greil: „Meine Vision war es, ein gemütliches, intimes Design und eine Atmosphäre für die Show zu schaffen, die den perfekten Hintergrund und die perfekte Atmosphäre für den Auftritt von Purple bietet. Deshalb haben ich und mein Partner Michael Kuehbandner ein flexibles, aber überschaubares Rigg mit einem Old-School-Tungsten-Touch zusammengestellt. Da wir kein Publikum hatten, wollten wir den Raum mit etwas Leben füllen und fügten 40 Tungsten-Glühbirnen auf Stativen hinzu. In dieser Hinsicht war alles ziemlich normal für einen akustischen Gig. Die eigentliche Herausforderung lag in der Steuerung, da wir das Rigg komplett remote steuerten. Wir entschieden uns für den Einsatz der grandMA3 Software, da diese die beste Plattform für das Remote-Setup war. Das System mit einem Pult in Frankfurt, das in einer Session mit dem Vor-Ort-System in Bottrop verbunden war, funktionierte einwandfrei, nachdem wir zusammen mit dem großartigen Team von Riedel alle Internet-Probleme gelöst hatten.“

„Die weitere Zusammenarbeit war eine weitere Herausforderung, nachdem das gesamte technische Set-up funktionierte. Am Anfang fühlte es sich seltsam an, in München hinter ein paar Monitoren zu sitzen, während Marc ein paar hundert Kilometer entfernt hinter dem Pult saß und die einzige Kommunikation über Intercom lief. Da wir beide schon oft zusammengearbeitet haben, fanden wir recht schnell zusammen und meisterten auch alle Hürden, die sich daraus ergaben, dass wir keine Möglichkeit hatten, unser Rigg und Design in echt zu sehen. Am Ende des Tages hatten wir gelernt, mit dem Szenario umzugehen. Wir haben viele neue Erfahrungen gemacht und sich auch stolz darauf, dass wir etwas realisiert haben, was es so noch nie gegeben hat – soweit wir wissen.“

TDA Rental Bottrop lieferte die Lichttechnik, TV Skyline die Kameratechnik. Frances Mertens, Jörg Jungwirth und Solotechs Holger Schader waren die Produktionsleiter.