Wenn Alphaville auf die Bühne gehen, bringen sie nicht nur ihre ikonischen Hits mit, sondern auch ein durchdachtes Produktionssetup. Lighting Director Tino Weinhardt und FOH-Mann Ludwig „Lucki“ Posselt geben Einblicke in die technischen Entscheidungen hinter Licht, Bühne und Sound.
Stage- und Licht-Design: Zwischen Konzept und Realität
Die aktuelle Alphaville-Produktion zieht sich über 220 Tage, umfasst aber nur 27 Shows. Das bedeutet viele Standtage – und eine Vollproduktion, die trotzdem tragfähig und ökonomisch sein muss. „Wir mussten innerhalb von zehn Tagen ein budgetfähiges System entwickeln, programmieren und spielfertig machen“, erinnert sich Lighting Director Tino Weinhardt.
Besonders dabei: Die Produktion bewegt sich in einer Größenordnung, die bewusst überschaubar bleibt. Während andere Acts mit dutzenden Trucks, riesigen Video-Setups und mehreren Nightlinern anreisen, setzt Alphaville auf eine kompaktere, effiziente Lösung. „Wir fahren mit einer Vollproduktion, aber eben in einem Rahmen, der handhabbar bleibt“, so Weinhardt.
Zentrales Element: LED-Wand und Matrix-Design
Im Mittelpunkt steht die LED-Wand im Hintergrund. Sie wird modular mit Masken bespielt, um visuelle Abwechslung zu schaffen und gleichzeitig Inhalte der Songs zu transportieren. Links und rechts schließen Claypaky Mini-B in symmetrischer Anordnung die Bildfläche ab, ergänzt durch Robe MegaPointe für dynamische Effekte.
Als Washlights setzt Weinhardt auf Robe Spiider im Dach. „Die Spider haben mit ihrem Center-Effekt etwas, das man mit keiner anderen Lampe bekommt“, erklärt er. Für das Frontlicht sorgen Arolla Aqua von Clay Paky, seitlich unterstützen ROXX Neo als Gassenblinder die Plastizität der Bühne. Jeder Musiker hat eine feste Position und damit auch eine klar definierte Beleuchtung. Marian Gold wird zusätzlich per Crossfader-„Follow-Me“-System über mehrere Positionen verfolgt, ein cleverer Trick von Tino Weinhardt.
Flexibilität für unterschiedliche Venues
Ein Kernpunkt des Designs ist die Anpassbarkeit: Die Show muss in Arenen ebenso funktionieren wie in mittelgroßen Hallen. „Wir wollten eine Produktion schaffen, die sich schnell in verschiedene Venue-Größen übersetzen lässt. Deshalb gibt es feste Achsen im Design, mit denen wir sehr präzise arbeiten können“, so Weinhardt.
Die Risern sind mit Robe Tetra2 Bars betont, dazu kommen GLP JDC-1 für Strobe- und Wash-Effekte sowie ROXX Cluster Blinder im Full-Color-Modus. Anstelle einer massiven LED-Verblendung setzt Weinhardt auf hinterleuchtete Opera-Verkleidungen, um die Bühne plastisch zu halten.
Steuerung und Workflow
Gefahren wird die Show über eine grandMA3 im 2er Software Mode, erweitert durch eine Processing Unit M. „Ich vermisse nichts, was ich damit nicht umsetzen könnte“, sagt Weinhardt. Um im Touralltag flexibel zu bleiben, hat er ein kompaktes ArKaos-System auf Mac-Basis in ein Sonnet-Rack integriert – inklusive WLAN-Router für Remote-Bedienung.
Für Atmosphäre sorgen zwei Magmatic Therma Tour Hazer, die sich durch sparsamen Verbrauch und robuste Performance bewähren. „Für 22 Termine habe ich pro Maschine nur rund sieben Liter Fluid gebraucht – extrem effizient“, betont Weinhardt.
FOH: Klangbalance zwischen Stimme und Keyboards
Am FOH teilt sich Ludwig „Lucki“ Posselt die Tour mit Sven Kallenbach. Für ihn ist es eine besondere Aufgabe: „Als junger Kerl mit einer Band wie Alphaville unterwegs zu sein und den Sound gestalten zu dürfen, das ist schon eine Ehre.“
Im Zentrum steht Marian Golds Stimme – sie muss immer klar und präsent sein. Hinzu kommt der vielschichtige Keyboard-Sound der 80er-Jahre, live eine besondere Herausforderung. „Wir fahren die Show mit Szenen, Timecode und MIDI, weil es anders kaum machbar wäre. Jeder Song hat sein eigenes Setup – mal ruhiger, mal rockiger, mal mit mehr Gitarre vorne.“
Workflow FOH: Kompakt und weltweit einsetzbar
Das Audio-Setup:
- PA: L-Acoustics, je nach Venue Kara oder K1-System.
- Konsole: DiGiCo Quantum 338
- Setup: Schlank und transportabel, weltweit einsetzbar.
Systemtechniker Olli liefert täglich den Grundsound. „Das passiert blind, da muss man nicht mehr viel reden“, so Posselt. Für ihn passt die Produktionsgröße perfekt: „Man kennt die Crew, man kennt die Band – und am Ende zählt, dass es musikalisch stimmt.“
Fazit: Technik als Fundament für Emotionen
Alphaville zeigen mit dieser Tour, dass eine Band mit Historie auch 2025 modern und effizient auftreten kann. Mit klar strukturiertem Licht- und Bühnendesign von Tino Weinhardt und einem präzisen, transportablen FOH-Konzept von Lucki Posselt gelingt es, den Sound und Look der 80er ins Heute zu übertragen – auf den Punkt, effizient und mit technischer Klarheit.