ASC sorgt für moderne Medientechnik und Systemintegration in der Staatsoper Unter den Linden

2009 wurden die Stuttgarter Architeken von hg merz von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung beauftragt, die Staatsoper Unter den Linden einer Generalsanierung und Erweiterung zu unterziehen. Diese Maßnahme beinhaltete unter anderem auch die akustische Nachbesserung des Raumes und die Modernisierung der AV Medientechnik.

Der Auftrag für die Raum- und Gebäudeakustik sowie die Planung für die audiovisuelle Ausstattung ging an Peutz Consult Berlin. Aufgrund der komplexen Anforderungen wurde die Erneuerung der Medientechnik in der Staatsoper Berlin in einer Arbeitsgemeinschaft zwischen Amptown System Company (ASC) und Salzbrenner Media umgesetzt.

In dieser ARGE war ASC für die Video- und Beschallungssysteme, die IT-Netze sowie als ARGE-Führer auch für das Projektmanagement verantwortlich. Salzbrenner Media verantwortete die Inspiziententechnik, die Audio-Mischpulte und die Signalverteilung. Zum Jahrestag der deutschen Einheit wurde die Staatsoper Berlin am 3. Oktober feierlich wiedereröffnet und konnte am 7. Dezember ihren regulären Spielbetrieb wiederaufnehmen.

Neubau der Bühnentechnik und die Erneuerung der AV Medien- und Inspiziententechnik auf internationalem Niveau

Die generelle Anforderung des Auftraggebers bestand in einer Generalinstandsetzung, dem Umbau des Zuschauersaals sowie in der Renovierung und Erweiterung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes. Ein wichtiger Punkt im Sanierungskonzept war der Neubau der Bühnentechnik und die Erneuerung der AV Medien- und Inspiziententechnik auf internationalem Niveau.

Der Zuschauersaal sollte weitestgehend originalgetreu erhalten bleiben, die Akustik deutlich hörbar optimiert und demzufolge auch die Nachhallzeit verlängert werden. Für die Zuschauer wurde zeitgemäßer Komfort angestrebt, die Sichtverhältnisse auf den Rängen signifikant zu verbessern und die Abläufe der Besucherströme zu optimieren.

Errichtung einer „Nachhallgalerie“

Für die Verbesserung der Akustik als eines der Hauptziele der Sanierung hat hg merz die historische Kuppelsaaldecke um 4,50 Meter anheben lassen, sodass das Saalvolumen um 40 % des Gesamtvolumens erhöht wurde. Durch die Anhebung ist oberhalb der Ränge eine nachhallende Galerie entstanden. Um diese Lücke visuell zu schließen, haben die Architekten ein optisch geschlossenes, aber akustisch transparentes Netzwerk entwickelt. Das schalldurchlässige Netzmuster der Verkleidung harmoniert stilistisch mit den historischen Schmuckelementen des barocken Saales.

Mit der neuen „Nachhallgalerie“ unter der Decke und dem größeren Volumen verlängert sich auch die ursprüngliche Nachhallzeit von 1,1 Sekunden auf die von Daniel Barenboim gewünschten 1,6 Sekunden. Dieser ist Generalmusikdirektor und Chefdirigent auf Lebenszeit der Staatskapelle Berlin.

Nachhallgalerie Staatsoper Unter den Linden Berlin
Hinter der Nachhallgalerie © Gordon Welters

Die Beschallung

Das Beschallungskonzept in der Lindenoper besteht aus Lautsprechern des Herstellers d&b audiotechnik angesteuert von systemspezifischen Endstufen mit integriertem DSP-Controller sowie 
40 Meyer Sound MM-10-XP und 120 Meyer Sound MM-4 Miniature Wide-Range Lautsprechern in der passiven Version. ASC hat Meyer Sound UPAs ergänzt, die – flexibel und mobil auf Stativen eingesetzt – unterschiedliche zusätzliche Beschallungsszenarien ermöglichen.

Nahezu unauffällig haben die Systemspezialisten 40 d&b E12 2-Wege-Hochleistungslautsprecher in die Beleuchterzüge der Saaldecke, der Portalbrücke und in die Nachhallgalerie integriert. In den Portalen hinter der bemalten schalltransparenten Stoffabdeckung befinden sich pro Seite vier d&b Yi10P Installationslautsprecher und zwei E8 Lautsprecher. Der Centercluster wurde mit sechs d&b T10 Lautsprechern realisiert. Über dem Proszenium, dem vordersten Bereich der Opernbühne, sorgen 12 d&b T-SUBs für den entsprechenden Bass im Saal. Für Einspielungen aus der Tiefe der Hinterbühne hat ASC jeweils rechts und links eine druckvolle Vi7p mit zwei V-SUBs installiert.

„Für besondere szenische Effekte haben wir eine 3D-Audioanlage von Astro Spatial Audio eingebaut, die über zwei SARA II Premium Rendering Engines betrieben wird“, erläutert Christoph Wegner, Projektleiter und Niederlassungsleiter von ASC Berlin. „Diese Engines sind je über 128 MADI-Kanäle in das Nexus-Audioroutingsystem eingebunden und stehen sämtlichen Lautsprechern für die akustische Wiedergabe zur Verfügung. Die Ansteuerung der Anlage erfolgt in 128 vertikalen Lautsprechergruppen über die Surround-Kanäle.“

„Auf diese Art und Weise kann der Tontechniker zusätzliche Soundeffekte interaktiv in jede Richtung im Opernbetrieb steuern, wie zum Beispiel einen Chor über die Tonanlage inszenieren und den Saal als dritte Dimension nutzen. Das Ergebnis: Der Zuhörer wird akustisch in die Aufführung hineingezogen. Um ein allumfassendes Erlebnis zu generieren, können darüber hinaus Licht- und Videosysteme in die Anlage miteingebunden werden.“

Für die Probebühnen in der Lindenoper hat ASC neun mobile Medienracks geliefert, die mit einer Audio-/Video-Kreuzschiene IN 1608 von Extron als AV-Signalumschalter für Blu-Ray, CD-Zuspieler, Drahtlos-Mikrofonie und Zuspiel-PC bestückt sind. Werden die Racks an das IT-Hausnetz angeschlossen, besteht Zugriff auf selbst aufgezeichnete Mitschnitte im Haus. Hierfür verfügt die Staatsoper Berlin über drei Extron SMP 351 H.264 Streaming Media Prozessoren, welche für das Echtzeitstreaming der Kamerasignale sowie für Aufzeichnungen zur späteren Verwendung dienen.

Systemracks
Ausschnitt aus dem ASC Rack: Für die verlustfreie Übertragung
 sämtlicher HF-Signale in die verschiedenen Bereiche hat ASC ein glasfaserbasiertes HF-Distributionssystem von
The Wireless Works integriert.  © Amptown System Company

Die Mikrofonie

Bei der Mikrofonie hat man sich in der Staatsoper Berlin für ein digitales Drahtlossystem aus der neuen Axient Digital Serie von SHURE mit 34 Kanälen zugunsten des klaren Klangs und einer stabilen Übertragung entschieden, welches kurzfristig noch ein Upgrade auf die fernsteuerbare ADX-Sendervariante erfährt. Das hochmoderne Drahtlossystem wurde speziell mit Blick auf die Betriebssicherheit favorisiert, weil es aktiv innerhalb einer stark frequentierten HF-Umgebung für eine zuverlässige Signalqualität und über eine enorme Abdeckung verfügt.

Übertragung per Glasfaser

„Die HF-Übertragungstechnik ist eine der besonderen Herausforderungen in diesem Projekt“, erläutert Stefan Thomsen, ASC Senior Sales Manager Kommunikations- und Informationssysteme. „Die verschiedenen Funksysteme – Drahtlosmikrofonie, Wireless Intercom und In-Ear Monitoring – werden in verschiedenen, zum Teil weit voneinander entfernten Gebäudeteilen genutzt. Dabei muss eine lückenlose Funkabdeckung gewährleistet sein. Das drahtlose Voll-Duplex Intercom System BTR-800 des Herstellers RTS erfordert dabei sogar eine bidirektionale Infrastruktur. Für die dafür notwendige, verlustfreie Übertragung sämtlicher HF-Signale in die verschiedenen Bereiche haben wir hier ein glasfaserbasiertes HF-Distributionssystem von The Wireless Works integriert. Neben der Bühne und dem Paulicksaal wird so auch das Foyer, der Apollosaal, eine Spielstätte innerhalb der Staatsoper für Lesungen und kleine Kammerkonzerte, und die Mitarbeitergänge über eine Glasfaser-Infrastruktur-HF-technisch an die zwei Technikzentralen angebunden.“

Das offene System ist ein wichtiges Element der ASC-Systemintegration und arbeitet über dezentral verteilte, sogenannte Remote Units, welche die HF-Signale bidirektional in die einzelnen Gebäudeteile abstrahlen oder empfangen.

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