Das endgültige Aus für die Prolight + Sound: Ein Ende ohne Emotionen

Kommentar von Markus Wilmsmann

Ursprünglich war vorgesehen, dass die Prolight + Sound innerhalb der Light + Building 2026 in Form eines eigenen Bereichs weiterlebt. Auf der heutigen Pressekonferenz der Light + Building wurde jedoch deutlich: Dieses Konzept wird nicht umgesetzt.

Statt einer kuratierten Fläche bietet die Messe Frankfurt einzelnen Ausstellern lediglich die Möglichkeit, sich als reguläre Light + Building-Teilnehmer zu präsentieren – sofern deren Produktportfolio in das Themenprofil der Gebäudetechnik-Messe passt. Die Marke Prolight + Sound als identifizierbares Umfeld wird damit nicht fortgeführt. Ein unwürdiges Ende für diese Veranstaltung, deren 30-jähriges Jubiläum in diesem Jahr schon nur noch sehr halbherzig begangen wurde. Aber würdige Nachfolger haben die Startlöcher längst verlassen.

Diese Entscheidung steht nicht im luftleeren Raum. Sie ist das Ergebnis einer jahrelangen Entwicklung, in deren Verlauf sich die Messe Frankfurt und die Veranstaltungsbranche immer weiter voneinander entfernt haben. Dass die Prolight + Sound in der geplanten Form nicht mehr stattfinden konnte, lag nicht allein an der Messe: Viele Aussteller haben sich bewusst gegen die Teilnahme entschieden. Sie investierten nicht mehr in Hallenflächen, die kaum Rücklauf versprachen, sondern in direktere, effizientere Wege: Demo-Events, Roadshows, feste Showrooms und digitale Kanäle. Wer seine Kund*innen heute präzise erreichen will, findet längst Alternativen mit messbarer Wirkung. Die Entscheidung der Messe ist daher nicht nur ein „Streichen eines Formats“, sondern auch das Echo eines Marktes, der seine Prioritäten verändert hat.

Für die Branche bedeutet der Verzicht auf ein eigenes Areal mehr als ein organisatorisches Detail. Über Jahrzehnte bot die Prolight + Sound einen Rahmen, in dem Veranstaltungstechnik nicht Randthema war, sondern Zentrum. Dieser Rahmen existiert 2026 nicht mehr. Wer sich auf der Light + Building präsentiert, fügt sich in ein Umfeld ein, das primär von Gebäudetechnik, Licht im architektonischen Kontext und Systemintegration geprägt ist. Für manche Firmen passt das gut – insbesondere dort, wo Installation, Dauerbeschallung, Digital Signage oder Gebäudevernetzung zentrale Geschäftsfelder sind. Für die Live-Industrie als Ganzes hingegen verschwindet ein Ort, an dem sie sich als eigene Disziplin zeigen konnte. Und wo sie sich vor 30 Jahren mit der Abnabelung von der Musikmesse für alle sichtbar als ernstzunehmender Wirtschaftszweig etablierte.

Neue Besen kehren gut

Die Branche reagiert darauf, indem sie eigene Räume schafft. Eine der sichtbarsten Antworten ist die LEaT con, die einen anderen Ansatz wählt: praxisnah, dialogorientiert, mit Fokus auf Menschen und Netzwerk. Hier treffen sich Anwenderinnen, Hersteller, Dienstleister und Entscheidungsträgerinnen nicht als Messepublikum, sondern als Kolleg*innen mit konkreten Aufgaben, Herausforderungen und Lösungen. Diese Nähe zum tatsächlichen Arbeitsalltag – Touring, Venue-Betrieb, temporäre Infrastruktur, Personalfragen – ist genau das, was viele Aussteller ursprünglich auf der Prolight + Sound gesucht haben, dort aber zunehmend vermissten.

Dass es 2026 kein eigenes Prolight-Areal geben wird, ist somit nicht nur eine strategische Entscheidung der Messe Frankfurt. Es ist auch die Konsequenz einer Branche, die ihre Präsenzformen verändert hat – und von Ausstellern, die mit ihrer Nicht-Teilnahme deutlich gemacht haben, dass klassische Hallenmodelle für sie nicht mehr unbedingt die erste Wahl sind. Wer weiterhin Austausch, Sichtbarkeit und Relevanz sucht, findet diese Orte heute dort, wo sie aktiv von der Community gestaltet werden. Die Macherinnen und Macher der LEaT schauen hoffentlich gerade ganz genau hin und ziehen die richtigen Schlüsse.

Das finale Bekanntgeben des Endes der Prolight + Sound bleibt zwar nach wie vor aus, aber trotz aller Phantasie kann ich mir nicht vorstellen, was jetzt noch kommen könnte. Bei allem Verständnis für die ökonomischen Gründe für diese Entscheidung ist dieser Schluss ein trauriger für die Prolight + Sound, die über viele Jahre hinweg der zentrale Treffpunkt für eine Branche war, die von Emotionen lebt. Und die jetzt so emotionslos abgewickelt wird.

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