Einfach mal ein Bild von der Arbeit ins Netz stellen – mit dieser vermeintlich harmlosen Tätigkeit kann schnell eine Menge Erklärungbedarf einhergehen. so geschehen mit dieser Aufnahme aus der Olympiahalle in München.
Matthias Huber hat für Rain Age ein Beschallungssystem für die Band My Chemical Romance entworfen und dieses Foto davon ist im Netz gelandet. Und hat einige Fragen aufgeworfen, ob nicht beispielsweise bei den geflogenen Bässen in Cardioid-Anordnung ein Viertel der Leistung verschenkt würde, bei den Subs am Boden fiel der Begriff „Gemischtwarenladen“ – Kommentarspalten eben. Aber natürlich hat sich Matthias Huber was gedacht dabei, wie er erläutert:
„Es handelt sich hier, sowohl am Boden wie auch in der Luft, um ein inverse stacked bzw. flown cardioid endfired. Am Boden 2:1, in der Luft 1:1.
In der Luft 1:1 um durch das Drehen des jeweils unteren Subs, pro zwei Subs, mehr Kontrolle über das vertikale Abstrahlverhalten zu erzielen und by Design einen Uptilt des Arrays zu erzeugen, um möglichst viel Isolation zwischen den geflogenen und gestackten Subs zu erzielen und die geflogenen Subs dort zu halten wo sie sein sollen, in den Rängen und auf der Seite – deshalb auch der Splay.
1:1 außerdem, weil die Auslöschung, aufgrund der Pegelverhältnisse zwischen Front und rear in größerem Abstand (hier von der Bühne aus in ca. 10m Abstand betrachtet) besser funktioniert als 2 oder gar 3:1. Zumindest wenn man das akustische Zentrum der KS28 beachtet.
Daraus ergibt sich auf der Bühne ein Pegelunterschied von ca 1.1dB zwischen Front und Rear, was innerhalb des +/- 1.5dB Kriteriums liegt.
Wäre es ein ein 2:1, egal ob endfired oder gradient, läge der Pegelunterschied bei ca 4.5dB, was deutlich außerhalb des Kriteriums für eine gut funktionierende Auslöschung liegt.
Fazit: Bühne leiser, mehr Kontrolle in der Vertikalen und vorne, aufgrund von endfired und nicht gradient, wenig bis kaum Effizienz eingebüßt und ein wesentlich impulstreueres Array als gradient, das dazu noch eine Oktave unterhalb der Designfrequenz 1.5 bis 3dB Schalldruck verschenkt hätte.
Bei den gestackten KS28 sehe ich nach wie vor keinen Mischwarenladen weil es sich ausschließlich um KS28 handelt.
Bei den gestackten Subs 2:1 inverse endfired, weil diese wesentlich näher an der Bühne stehen und daher die Pegelverhältnisse zwischen Front und Rear im Falle von 1:1 deutlich außerhalb des 1.5dB Kriteriums liegen würden.
Der jeweils weiter zur Bühnemitte liegende Sub in den Dreierstacks ist gedreht, weil sich so ebenfalls by Design bereits ein Spread ergibt, was deutlich weniger Delay für die gesamten Dreierstacks erfordert, um Öffnungswinkel zu erzeugen -> mehr Impulstreue, ein homogener Frequenzgang, und weniger verschenkte Energie.
Simuliert habe ich da nichts was die Subs angeht. Das ist simples Pegel – bzw. Verhältnisrechnen kombiniert mit akustischem Zentrum und ein bisschen Geometrie.“