Als die Welt das Hören lernte – Audio-Pioniere der 1920er bis 1940er Jahre

Als die Welt das Hören lernte – Warum zwischen 1920 und 1950 so viele Audiotechnik-Hersteller gegründet wurden

In den Jahrzehnten zwischen den 1920er und 1940er Jahren entstanden zahlreiche Unternehmen, die Audiotechnik bis heute prägen. Marken wie Shure, Neumann, Electro-Voice, beyerdynamic, Sennheiser oder AKG legten in dieser Zeit den Grundstein für ihre Erfolgsgeschichte – mit Produkten, die Sprache, Musik und Geräusche so klar wie nie zuvor übertragen konnten. Doch warum entstand diese Welle an Innovationen und Gründungen gerade in dieser Epoche? Der folgende Beitrag beleuchtet die technischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen, die das „Hören in hoher Qualität“ zur Industrie machten – weltweit.

Der Radio-Boom schafft einen neuen Markt

Ab den frühen 1920er Jahren wurde der Rundfunk weltweit zum Leitmedium. In den USA, Deutschland, Großbritannien und vielen anderen Ländern gingen Radiosender auf Sendung – zuerst als Experimente, bald als feste Bestandteile des Alltags. Millionen Haushalte richteten sich Empfangsgeräte ein. Kopfhörer, Verstärker und Lautsprecher wurden zu begehrten Produkten – die Nachfrage nach Mikrofonen wuchs rasant.

In den USA gründete Sidney N. Shure bereits 1925 die Firma Shure Brothers in Chicago, zunächst als Anbieter von Radiobausätzen. In den 1930er-Jahren begann das Unternehmen, eigene Mikrofone zu entwickeln – darunter das Unidyne, das erste dynamische Mikrofon mit Einsprechrichtung nach vorn und patentierter Unidirektionalität. Es wurde zum Standard im Rundfunk und auf Bühnen weltweit.

Auch Electro-Voice, gegründet 1930 in Indiana, spezialisierte sich früh auf Lautsprecher und Mikrofone für öffentliche Beschallung. Die Firma machte sich durch das patentierte Variable-D-Prinzip einen Namen, das rückwärtigen Schall bei Mikrofonen stark reduzierte – ein entscheidender Vorteil bei der Live-Beschallung.

Tonfilm und Kino als Beschleuniger

Mit dem Aufkommen des Tonfilms ab Ende der 1920er wuchs der Bedarf an professioneller Audiotechnik sprunghaft. Kinos weltweit rüsteten ihre Säle mit Lautsprechern und Mikrofonanlagen aus. Die Anforderungen waren hoch: Sprache und Musik mussten deutlich, verzerrungsfrei und möglichst synchron übertragen werden.

In Deutschland reagierte der Ingenieur Eugen Beyer auf diesen Bedarf und gründete 1924 in Berlin ein Unternehmen, das Lautsprecher für Kinos entwickelte. Später wurde daraus Beyerdynamic. 1937 präsentierte die Firma mit dem DT48 den ersten dynamischen Kopfhörer der Welt – ein Meilenstein für Reportage und Studioarbeit.

Neue Technologien: Mikrofone werden vielseitiger

In den 1930er-Jahren hielten neue Mikrofontechnologien Einzug in Rundfunk, Studio und Bühne. Neben dem Kohlemikrofon setzten sich das Kondensator- und das Tauchspulenmikrofon (dynamisch) durch. Letzteres war besonders robust, brauchte keine Spannungsversorgung und war ideal für Live-Anwendungen.

Georg Neumann entwickelte in Berlin ab 1928 das erste serienreife Kondensatormikrofon, das CMV 3, besser bekannt als „Neumann-Flasche“. Es wurde in vielen Rundfunkanstalten Europas eingesetzt und setzte neue Maßstäbe in der Studioaufnahme. RCA in den USA brachte mit dem Model 44 ein Bändchenmikrofon auf den Markt, das für seinen warmen, natürlichen Klang bis heute geschätzt wird.

Auch in Großbritannien brachte Marconi für die BBC das Type A Ribbon Microphone heraus – ein Bändchenmikrofon, das über Jahrzehnte die Radiolandschaft des Landes prägte.

Urbanisierung, Medienhunger und technische Bildung

Der gesellschaftliche Wandel in der Zwischenkriegszeit war ein weiterer Treiber für die Audiotechnik. In den Städten entstanden neue kulturelle Räume – Theater, Konzertsäle, Kinos und Clubs –, die technische Ausstattung benötigten. Gleichzeitig wuchs das Interesse der Bevölkerung an Technik: Radioclubs, Bastelkurse und Elektronikzeitschriften florierten.

In diesem Umfeld wurden zahlreiche Firmen gegründet – oft von Ingenieuren oder Technikern, die zuvor in staatlichen Forschungsprojekten, beim Militär oder in der Elektroindustrie tätig gewesen waren. Die Kombination aus technischem Wissen, marktwirtschaftlichem Bedarf und wachsender Medienlandschaft schuf ideale Bedingungen für neue Audiotechnik-Unternehmen.

Der Zweite Weltkrieg – Bremse und Beschleuniger zugleich

Der Zweite Weltkrieg unterbrach vielerorts die zivile Produktion, schuf aber gleichzeitig neue Anforderungen: robuste Funkgeräte, Mikrofone für Piloten, tragbare Lautsprechersysteme. Nach Kriegsende profitierten viele zivile Anwendungen von den Erfahrungen und Entwicklungen der Kriegsjahre.

Nach 1945 nutzten viele Fachleute die Gunst der Stunde und gründeten neue Unternehmen – oft mit dem Ziel, zerstörte Infrastruktur neu aufzubauen. In Niedersachsen entstand so 1945 das „Laboratorium Wennebostel“, aus dem später Sennheiser hervorging. Die ersten Produkte waren Messgeräte und Mikrofone. Bereits Ende der 1940er etablierte man sich mit innovativen dynamischen Mikrofonen, die weltweit Verbreitung fanden.

Auch in Österreich begann nach dem Krieg ein Neuanfang: 1947 wurde in Wien AKG gegründet. Die Firma stellte zunächst Kinotechnik her, entwickelte aber bald Mikrofone und ab 1949 auch eigene Kopfhörer. Das dynamische Mikrofon D12 wurde in den 1950er-Jahren zu einem internationalen Standard.

USA, Europa und Asien – unterschiedliche Wege, gleiche Ziele

In den USA war der Markt für Audiotechnik durch den kommerziellen Rundfunk früh etabliert. Der Wettbewerb zwischen privaten Sendern und Zulieferern förderte die Produktentwicklung. In Europa dominierten lange staatliche Rundfunkanstalten – hier wurden viele Innovationen in enger Kooperation mit technischen Hochschulen und öffentlichen Institutionen entwickelt.

In Japan wiederum wurden erste Audiotechnikunternehmen ab Mitte der 1940er gegründet. Ein Beispiel: Aus einem kleinen Ingenieurbüro in Tokio entstand nach dem Krieg die Firma Sony, die später für ihre Tonbandgeräte und Mikrofone bekannt wurde.

Fazit: Eine goldene Ära des Hörens

Die Jahre zwischen 1920 und 1950 markieren eine einzigartige Phase der Audiotechnik-Geschichte. Technologische Durchbrüche, gesellschaftlicher Wandel und neue Medienbedürfnisse trafen aufeinander und führten weltweit zur Gründung von Unternehmen, die unsere Hörkultur bis heute prägen. Ob Kondensator, Tauchspule oder Bändchen – die Mikrofonvielfalt dieser Ära wirkt bis heute nach. Und viele Kopfhörer- und Mikrofonhersteller von damals sind auch heute noch am Markt – ein Beleg für die nachhaltige Qualität der damaligen Entwicklungen.

Dieser Artikel wurde mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erstellt.