Die Inszenierung der Richard-Strauss-Oper „Die Frau ohne Schatten“ (FroSch) stellte das Licht-Team vor eine besondere Herausforderung: Rund 3.200 Parameter, verteilt auf 21 DMX-Universen sind auch im renommierten Festspielhaus Baden-Baden keine alltägliche Größenordnung.
Bereits 2021 hat das Festspielhaus Baden-Baden seine Lichtsteuerung komplett auf ein grandMA3 System und 3er-Software umgestellt. Seitdem nutzt das komplett privat finanzierte Opern- und Konzerthaus nicht nur eine grandMA3 full-size und eine grandMA3 light als Backup-Pult, sondern auch eine komplett neue Netzwerk-Signalinfrastruktur auf Glasfaser-Basis, um jedes DMX-Universum über das MA-Net3 und 20 grandMA3 4Port Nodes – zusätzlich zu den 8Port Nodes in den Dimmerräumen – an jedem beliebigen Ort im Haus abzugreifen.
Zwischen Realität und Traum
Die Inszenierung von Lydia Steier erzählt die Geschichte der Oper aus Sicht eines kleinen Mädchens und wechselt in den Settings regelmäßig zwischen Realität und Traumwelt. Um diese Wechsel auch im Bühnenbild jederzeit sichtbar zu machen, wurden sämtliche Bühnenbildelemente mit fernsteuerbaren Antrieben von Gross-Funk ausgestattet und mit Lichteinbauten in Gestalt von RGBCWWW-LED-Stripes und anderen Scheinwerfern versehen, um wie von Geisterhand leuchtend über die Bühne zu schweben.
„Das Ganze war wie eine Choreografie“, erläutert Konstantin Adam, Stellvertretender Teamleiter Beleuchtung und verantwortlich für die Programmierung und das Operating auf der grandMA3. Da sich die Bühnenbildelemente in permanenter Bewegung befanden, wurden die verwendeten Lichtelemente ausschließlich über Akkutechnik betrieben und via W-DMX kabellos angesteuert.
21 DMX-Universen
Insgesamt 21 DMX-Universen umfasste das Steuerungssetup für „Die Frau ohne Schatten“. Ein Grund für die hohe Kanalanzahl war der vollständige Verzicht auf konventionelle Scheinwerfer, da die ständige Bewegung im Bühnenbild nur mit flexiblen Multifunktionsscheinwerfern begleitet werden konnte. Insgesamt setzte Lichtdesignerin Elana Siberski auf 59 Moving Lights, darunter auch Martin MAC Ultra Performance, die auf drei Zugstangen verteilt im Oberlicht für starke Gegenlichtakzente sorgten. Zwei weitere MAC Ultra Performance kamen als Gassenlicht zum Einsatz.
Eine hohe Anzahl an Moving Lights in einer klassischen Opernproduktion kann immer dann zur Herausforderung werden, wenn Move-in-Black-Fahrten und die damit verbundenen Nebengeräusche auf besonders leise Musikpassagen treffen. Hier zeigt sich Konstantin Adam besonders von der MIB-Preference-Funktion der grandMA3 Software begeistert, die es ihm ermöglicht, Cues individuell für Move-in-Black-Fahrten zu priorisieren. Auch die neue Tracking-Distance-Funktion kann ihre Stärken in der dynamischen Inszenierung voll ausspielen: „Bei Farbwechseln infolge einer Traumsequenz kann ich dank Tracking Distance festlegen, bis zu welchem Cue der Farbwechsel beibehalten werden soll. Im Anschluss wechseln die Fixtures ohne zusätzlichen Programmieraufwand wieder zur alten Farbe.“
grandMA3 Recast
Im Rahmen der Umstellung auf die grandMA3 Plattform lobte Konstantin Adam die Recast-Funktion, mit der sich Sequenzen updaten lassen, sobald ein Preset modifiziert wurde. Auch für die komplexe „FroSch“-Produktion stellte das Recasten von Presets eine große Erleichterung dar: „Wir verwenden 125 All-Presets sowie unzählige Farbpresets, die auf 179 Cues verteilt sind. Durch das Recasten entfällt nun das aufwendige Nachspeichern von Attributen, die hinzugekommen sind oder entfernt wurden.“
Neben der grandMA3 full-size als Master- und einer grandMA3 light als Backup-Konsole nutzten Peter Kanneberger, Teamleiter Beleuchtung, und Konstantin Adam während der Programmierung zusätzlich eine grandMA3 onPC Lösung als mobile „Mitschaumöglichkeit“ für Elana Siberski. Für die Produktion der Oper griff das Team auf die volle Flexibilität des netzwerkbasierten grandMA3 Setups im Festspielhaus zurück: „Die grandMA3 sendet MA-Net3 über den Glasfaserring, in den zwölf Netzwerk Switches eingebunden sind“, erläutert Konstantin Adam. „Von hier aus werden die Signale via Ethernet an die grandMA3 8Port Nodes in den Dimmerräumen verteilt, um die Dimmer- und Schaltversätze sowie die Bestands-DMX Linien anzusteuern. Die grandMA3 4Port Nodes hängen ebenfalls an den Switches und sind fest im Haus an neuralgischen Punkten verteilt, darunter die Z-Brücken, Portalbrücken, Proszenien, der Bühnenboden usw.“