Hochschule für Musik und Theater (HfMT) in Hamburg deckt mit dem neuinstalliertem Meyer Sound Constellation System eine breite Palette an künstlerischen Darbietungen ab.
Das Forum der HfMT ist mit 465 Sitzplätzen der Hauptveranstaltungsort der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Seit der Eröffnung 1986 konnte die Hochschule hier ein vielseitiges Programm anbieten, die Akustik war allerdings immer ein Problem. Dank der Finanzierung durch den bundesweiten Förderwettbewerb „Innovative Hochschule“ konnte die HfMT ein Meyer Sound Constellation System installieren und das Forum in einen idealen Veranstaltungsort für eine Vielzahl von Anwendungen und Aufführungen verwandeln. Die Akustik kann nun ganz einfach mittels eines Touchpads variabel für Vorträge, dramatisches Theater, Oper, Kammermusik oder ein Symphonieorchester angepasst werden. Das System bietet außerdem Möglichkeiten für experimentelle Anwendungen wie beispielsweise die 3D Spatial Sound Wiedergabe von elektronischer Musik.
Professor Dr. Georg Hajdu betreute dieses Projekt seitens der Universität. „Interessanterweise war das Forum ursprünglich für die Verwendung eines aktiven, akustischen Systems konzipiert,“ erklärt er, „aber aus technischen und finanziellen Gründen wurde dies nie realisiert. Spätere Versuche, die etwas unausgeglichene Akustik mit mechanischen Maßnahmen zu verbessern, brachten nie zufriedenstellende Ergebnisse,“ erläutert er weiter.
Prof. Dr. Hajdu kannte das Constellation System bereits, er hatte es vor knapp 10 Jahren an der „University of California” in San Diego erlebt. „Ich hörte eine Demo im Black-Box-Theater und der Raum klang wunderbar und völlig natürlich – bis sie Constellation ausschalteten,“ erinnert er sich. „Ich war total überrascht.“
Später, während der Planungsphase für die Installation im Forum, hörte Hajdu Constellation Systeme bei Meyer Sound in Berkeley und in weiteren Locations in der Bay Area. „Mein Eindruck war, dass die Systeme in jeder Hinsicht gut funktionierten,“ sagt er. „Außerdem vertraute ich schon immer auf die starke Forschungsorientierung von Meyer Sound und mein Besuch in Berkeley bestärkte mich in meiner Auffassung.“
Plaunung und Umsetzung
Für die Planung und Bauüberwachung der physikalischen sowie der elektronischen Akustik von Constellation beauftragte die Hochschule die Firma Graner + Partner GmbH. Das Unternehmen aus Bergisch Gladbach war bereits 2017 mit der Constellation Planung an der kING Kultur- und Kongresshalle in Ingelheim betraut.
„Wir haben das Projekt damit begonnen, dass wir uns zunächst einige Proben und Konzerte anhörten,“ sagt Graner + Partner Projektingenieur Dominik Schenke. „Wir fanden die Akustik zu trocken für Kammer- und Orchestermusik, aber zu hallig für Sprache, mit einer unangenehmen Färbung im mittleren Frequenzbereich. Für Constellation haben wir den Saal mit Mittelfrequenz-Absorbern vorbereitet, um diesen merkwürdigen ‚metallischen‘ Klang loszuwerden.“
Schenke arbeitete mit dem Meyer Sound Team unter der Leitung von Constellation Project Director John Pellowe bei der Planung und dem Design zusammen. Nach der Ausschreibung des Projekts wurde der Auftrag an die Aveo Konferenzsysteme GmbH aus Wolfegg vergeben.
„Eine weitreichende Infrastruktur wurde vor der Installation der 142 Constellation Lautsprecher, zwei Line-Arrays, Nahfeldsysteme und Subwoofer, 48 Mikrofone sowie 30 unserer maßgeschneiderten I/O-Boxen geschaffen,“ sagt Aveo Geschäftsführer Wolfgang Huber. „So konnten wir schnell und präzise auf die Projektanforderungen reagieren. Ein weiterer kritischer Punkt war die Gestaltung einer einfach zu bedienenden Touchpanel-Schnittstelle, um der Bühnencrew die sichere Bedienung des Constellation Systems zu ermöglichen. Die Programmierer von Aveo haben diese Herausforderung bestmöglich umgesetzt. Es war eine große Freude, dieses besondere Projekt als Team in Zusammenarbeit mit der Hochschule, Graner + Partner und Meyer Sound umzusetzen.“
Beeindruckendes System
Die self-powered Lautsprecher für das Constellation System wurden im ganzen Raum und auf der Bühne angebracht und in verschiedene Zonen unterteilt. Dadurch ermöglichte man eine einzigartige Mischung aus Erstreflexionen und Nachhall. Zu den installierten Modellen gehören die Full-Range Lautsprecher MM-4XP, UP-4XP, UPM-1XP und UPJunior-XP sowie der Subwoofer MM-10XP. Die im Forum verteilten Miniatur-Mikrofone sind im Raum in der Decke integriert, um die Umgebungsakustik aufzunehmen. Die digitale Signalverarbeitung wird von der digitalen Audioplattform D-Mitri mit 22 Komponenten übernommen, einschließlich mehreren dedizierten D-VRAS-Frames mit den gewünschten Raumakustik Algorithmen.
Für musikalische Darbietungen hat das Forum nun ein LINA Line-Array Lautsprechersystem mit je 7 Elementen pro Seite. Zwei geflogene 750-LFC und zwei 900-LFC Compact Low-Frequency Control Elements decken den Tieftonbereich ab.
Spektakulärer Klang bei jeder Anwendung
Laut Prof. Dr. Hajdu hat das Constellation System die akustische Flexibilität des Saals erheblich verbessert und gleichzeitig neue Wege der Kreativität eröffnet. „Die Anwendungen reichen von einer kaum hörbaren Veränderung der natürlichen Akustik bis hin zu einem dramatischen Effekt – der Verwandlung des Saals in eine Kathedrale. Eine der beliebtesten Anwendungen ist die Verwendung der Constellation Lautsprecher als Mehrkanalsystem zur immersiven Anwendung von bis zu 96 Schallquellen. In Kombination mit den LINA Line-Array Lautsprechern klingt der Saal jetzt einfach spektakulär.“
Als Beispiel nennt er ein Konzert von Januar, das die neuen Audio- und Akustikfähigkeiten des Saals deutlich machte. „Wir haben das System genutzt, um den Klang der Orgel einer Kirche nachzubilden. Wir verwendeten ein 7.1 Holophon-Mikrofon und haben die Mehrkanal-Audio- und Videodaten über ein digitales Netzwerk in das Forum übertragen. Dies war sehr beeindruckend – viele Zuhörer konnten kaum glauben, dass dies alles in Echtzeit stattgefunden hat.“
Auch der Berater Dominik Schenke nahm an mehreren Eröffnungsvorstellungen teil. „Die Akustik des Saals profitierte enorm vom Umbau und dem Constellation System,“ sagt er. „Wir hörten ein Klavierkonzert mit schöner Kammermusikakustik und dann einen Chor, der durch langen Nachhall wunderbar unterstützt wurde. Es wurde ein Theaterstück aufgeführt, deren Akustik für unterschiedliche Szenen angepasst war, und die 3D-Audiofunktionen wurden mit experimenteller elektronischer Musik präsentiert. Der Klang für die musikalischen Darbietungen wirkt warm und transparent, während die Sprache direkt und klar verständlich war.“
Neben der Eröffnung neuer kreativer Möglichkeiten auf dem Campus bietet das Constellation System auch die Möglichkeit, über das Hochgeschwindigkeits-Internet an experimentellen Musikprojekten mit anderen Institutionen weltweit zusammenzuarbeiten, die ebenfalls mit einem Constellation System ausgestattet sind. Erwähnenswert sind hier zum Beispiel die „University of California“ in Berkeley oder die „Monash University“ in Melbourne, Australien.
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