Seit drei Jahrzehnten eröffnet das Rio Loco Festival den Sommer in Toulouse und verwandelt die Stadtmitte in ein Fest der Weltmusik.
Auf der Prairie des Filtres, unweit der Pont Neuf, zieht das Festival täglich rund 6.000 Besucherinnen und Besucher an die Hauptbühne am Ufer der Garonne. Wie viele urbane Veranstaltungen stand auch Rio Loco zuletzt vor der Herausforderung, ein hochwertiges Musikerlebnis zu bieten und gleichzeitig die Lärmbelastung für Anwohner zu reduzieren.
Asymmetrisches K Series Setup reduziert Schallpegel um 15 Dezibel
Frühere Beschallungskonzepte führten zu überhöhten Lautstärken in Wohngebieten in nur 50 Metern Entfernung. Vor allem tieffrequente Schallanteile waren problematisch und führten über mehrere Jahre zu Beschwerden. Gemeinsam mit dem L-Acoustics Certified Partner JMSon entwickelte das Festivalteam deshalb ein Konzept, das sowohl den Anforderungen der Behörden als auch den Anliegen der Nachbarschaft gerecht wird.
„Wir mussten die Schallpegel so steuern, dass der Klang gezielt in Richtung Garonne strahlt und nicht in die angrenzenden Wohngebiete“, erklärt Michael Bufi, Technischer Sound Director bei JMSon. „Gleichzeitig war es wichtig, die gewohnte Klangqualität für Publikum und Künstlerinnen und Künstler zu bewahren.“
Das Design-Team von L-Acoustics unter Leitung von Alexandre Delaby analysierte Bühnenausrichtung, Frequenzbereiche und Messwerte der Vorjahre. Mit Hilfe der Soundvision Software wurde ein asymmetrisches Lautsprecher-Setup entwickelt, das gezielt Interferenzzonen erzeugt und dadurch den Schallpegel in bestimmte Richtungen reduziert.
Die Lösung basierte auf dem L-Acoustics Environmental System Design (ESD) Service, der durch akustische Modellierung maßgeschneiderte Beschallungskonzepte für sensible Umgebungen ermöglicht. Dabei wurden K1- und K1-SB-Lautsprecher asymmetrisch nebeneinander positioniert, um eine Dämpfungszone entlang der Wohngebäude zu schaffen – bei gleichzeitig voller Klangwirkung im Publikumsbereich.
Vorabtests im Mai 2024 auf dem L-Acoustics-Gelände in Marcoussis bestätigten die Wirksamkeit der Berechnungen und zeigten, dass auch mit dem ungewöhnlichen Aufbau die gewünschte Klangqualität erhalten bleibt.
Das finale Setup umfasste links und rechts je zwölf K1 mit drei Kara Downfills, ergänzt durch sechs K1-SB Subwoofer pro Seite. 15 KS28 Subwoofer wurden in einer kardioiden Bogenaufstellung vor der Bühne platziert. Für das Nahfeld kamen je ein Kara als Lipfill sowie je zwei Kara pro Seite als Frontfill zum Einsatz.
Die Ergebnisse waren deutlich: Messungen während der Konzerte zeigten Reduktionen von 18 Dezibel im Bereich zwischen 60–100 Hz sowie etwa 10 Dezibel bei 120 Hz in den Wohngebieten. „Die Dämpfung auf der Wohnseite war eindeutig und bereits im Spektrum bis 180 Hz sichtbar“, bestätigt Jean Charles Schmidt, Touring Application Engineer bei L-Acoustics.
Neben den technischen Resultaten überzeugte auch die Wahrnehmung vor Ort: Vertreterinnen und Vertreter der Anwohnerschaft wurden zu Soundchecks eingeladen und konnten die Verbesserungen direkt nachvollziehen. Das Publikum erlebte unverändert klaren Sound, und auch die Mischtechniker berichteten, dass sie ohne größere Anpassungen arbeiten konnten.
Aufgrund der positiven Erfahrungen setzte das Festivalteam das Konzept auch bei der Ausgabe 2025 ein, die am 15. Juni abgeschlossen wurde. Damit liegt eine zweijährige Praxiserprobung vor, die zeigt, dass der ESD-Service langfristig eine tragfähige Lösung darstellt.
„Wir haben eine Konfiguration gefunden, die allen zugutekommt: Das Publikum erhält den gewohnten Klang, während die Nachbarschaft von deutlich reduzierten Pegeln profitiert“, erläutert Yann Gael Gicquel, Head of Technical Product Management, Software bei L-Acoustics. „Das Projekt zeigt, dass technische Innovation helfen kann, Gemeinschaften zu verbinden statt zu belasten.“
Für städtische Festivals weltweit liefert der Anwendungsfall von Rio Loco ein Modell, wie sich Auflagen zum Lärmschutz mit hochwertigen Musikerlebnissen vereinbaren lassen.