Die Verbände der Veranstaltungswirtschaft und Initiatoren des Bündnisses #AlarmstufeRot haben Bundesfinanzminister Olaf Scholz gestern die dramatische Situation ihres Wirtschaftszweigs dargestellt und schnelle Hilfsmaßnahmen gefordert.
Über eine Million Erwerbstätige in der Branche haben seit sieben Monaten keinerlei Einnahmen. Jede Perspektive für die Zukunft fehlt. Betroffen sind sowohl Kulturveranstalter wie auch die Messe-, Kongress- und Tagungswirtschaft, die Betreiber von Spielstätten sowie zigtausende Dienstleistungsunternehmen des Veranstaltungsbereichs, Soloselbstständige und Beschäftigte.
Die Branchenvertreter*innen haben ausführlich dargelegt, wo die beachtlichen Überbrückungspakete der Bundesregierung nicht passgenau sind für die Rettung der Unternehmen des Veranstaltungsbereichs und welche Optimierungen erforderlich sind. „In einigen Hilfsprogrammen wie den Überbrückungshilfen ist noch Luft, weil sie weniger stark als befürchtet beansprucht wurden. Dies erlaubt maßgeschneiderte Programme etwa für die Veranstaltungswirtschaft“ stellt Finanzminister Olaf Scholz in Aussicht.
Ministerium prüft Vorschläge
Um die vielschichtige Veranstaltungswirtschaft über die Krise zu retten, sind dringende diverse Sonderregelungen erforderlich. Dazu unterbreiten die Verbandsvertreter*innen dem Minister detaillierte Vorschläge: Der Zugang für kleiner und mittlere Betriebe muss weiter geöffnet werden. Marktübliche nachgewiesene Kosten müssen bis zu 80-90 Prozent erstattet werden. Eigenleistungen von Unternehmer*innen müssen als förderfähig anerkannt werden, vor allem, um den kleiner Unternehmen zu helfen. Veranstaltungskosten, die wegen – durch Abstandsvorschriften – reduzierten Kapazitäten anfallen, müssen ersetzt werden ebenso wie dadurch entstehende Verluste. Die bestehenden Kreditprogramme müssen u.a. durch Verlängerung der Rückzahlungsfristen angepasst werden. Entgangen Vermittlerprovisionen – z.B. von Künstleragenturen – müssen als Fixkosten anerkannt werden, wie es bereits bei den Reisebüros der Fall ist. Der steuerliche Verlustvortrag muss ausgeweitet, die Antragstellung erleichtert werden. Zudem brauchen Veranstalter*innen für die Zukunft einen Ausfallfonds für erneute pandemiebedingte Veranstaltungsausfälle, da Versicherungen derartige Risiken nicht mehr übernehmen.
Der Minister teilte mit, dass der Regierung die besondere Betroffenheit der Branche bewusst sei. Sein Ministerium werde die unterbreiteten Vorschläge und deren mögliche Umsetzbarkeit sorgfältig prüfen. Dazu will er bereits kurzfristig ein Folgegespräch mit der Branche führen.
Verbände und Unternehmer stellen Lage dar
Als Vertreter der Verbände im Veranstaltungswesen waren vor Ort Prof. Jens Michow vom BDKV, Marcus Pohl vom ISDV, Patrick Arens vom BSM (Bundesverband Deutscher Schausteller und Marktkaufleute), Timo Feuerbach vom EVVC (Europäischer Verband der Veranstaltungscentren), Jan Kalbfleisch vom FAMAB Kommunikationsverband und Helge Leinemann vom VPLT. Die Initiative #AlarmstufeRot wurde vertreten durch die Veranstaltungsunternehmer*innen Sandra Beckmann, Christian Eichenberger und Christian Seidenstücker. Sie traten in den Rettungsdialog mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz, der parlamentarischen Staatssekretärin Sarah Ryglewski, Staatssekretär Wolfgang Schmidt und Dr. Holger Fabig, Leiter der AG COVID-19 im Bundesfinanzministerium.
Demo geht in die zweite Runde
Zum 28. Oktober 2020 ruft die deutsche Veranstaltungswirtschaft unter der Federführung der Initiative #AlarmstufeRot erneut zur Großdemonstration nach Berlin auf, um auf ihre immer dramatischer werdende Lage aufmerksam zu machen. Der Veranstaltungsmarkt ist der von den Corona-Schutzmaßnahmen am stärksten betroffene Wirtschaftszweig. Seit Anfang März sind Veranstaltungen weitgehend verboten. Die Unternehmen erzielen seitdem keinerlei Einnahmen. Eine Perspektive, wann es weitergehen kann, ist nicht in Sicht. Viele Betriebe sind mittlerweile insolvent. Bei Treffen im Finanzministerium wurde Olaf Scholz zur Demonstration eingeladen.
Unmittelbar vor der Demo am 28. Oktober werden #AlarmstufeRot und die beteiligten Verbände die Medien zu einer Pressekonferenz einladen und über den aktuellen Stand der Verhandlungen mit der Bundesregierung sowie die täglich dramatischer werdende Situation der Veranstaltungsbetriebe informieren.
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